Mit Star Clippers von Cannes nach Korsika

Schon viele Jahre träumte ich davon, einmal an Bord eines Großseglers die Weltmeere zu erkunden, die Freiheit des Ozeans und den Wind in den Segeln zu spüren. An Bord des Viermasters „Star Flyer“ ging mein Wunsch in Erfüllung; mit einer siebentägigen Reise von Cannes nach Portofino und Korsika und wieder zurück an die französische Küste.  

Tag 1, Cannes 

Wir setzen Segel 

Schon beim ersten Anblick der Star Flyer im Hafen von Cannes schlug mein Herz schneller. Das majestätische Segelschiff mit seinen hoch aufragenden Masten und schneeweißen Segeln schien direkt aus einem Abenteuerroman entsprungen zu sein. Ich konnte es kaum erwarten, endlich an Bord zu gehen. Dort begrüßte mich die Crew herzlich mit einem freundlichen Lächeln und einem Welcome Drink. Der perfekte Einstieg in das, was ich schnell als die familiäre, entspannte Atmosphäre an Bord schätzen lernte. Schon beim Betreten meiner Kabine wusste ich: Hier würde ich mich wohlfühlen. Die warmen Holztöne der Einrichtung unterstreichen den nautischen Charme des Schiffs. Trotz meiner Neigung, stets zu viel Gepäck mitzunehmen, reichte der Stauraum für meinen Koffer. Das Schönste an der Star Flyer ist, dass man als Gast die täglichen Abläufe hautnah miterlebt. Jeden Abend, wenn die Segel unter lauter Musik gesetzt werden, erstrahlt das Schiff in seiner ganzen Pracht und alle Gäste versammeln sich an Deck, um gemeinsam das Auslaufen zu genießen.

Tag 2, Portofino 

Mein teuerster Drink 

Portofino — Foto: Martina Ehn
Portofino — Foto: Martina Ehn

Portofino – ein Name, der nach Glamour, Sonne und Dolce Vita klingt. Als unser Schiff in der kleinen, perfekt geschwungenen Bucht anlegte, fühlte ich mich tatsächlich ein bisschen wie in einer Filmkulisse. Die bunten Häuser in warmen Gelb-, Orange- und Rottönen, die sich eng aneinanderdrängen und fast ins türkisfarbene Wasser kippen, gaben mir das Gefühl, in eine Postkarte eingetaucht zu sein. Doch ein paar Blicke in die Schaufenster ließen mich schnell erkennen: Hier werde ich nicht viel shoppen. Lediglich ein Magnet wurde es, als Erinnerung an diesen besonderen Tag. Nach dem Spaziergang war Zeit für eine Pause – und was könnte da besser passen als ein kleines Café direkt am Hafen? Die Preise auf der Karte ließen mich kurz innehalten. Aber wie oft ist man schon in Portofino? Der Aperol Spritz war jedenfalls der teuerste meines Lebens. Allerdings, wie es in Italien Tradition ist, wurden zum Aperitivo Chips, Oliven und Käsehäppchen gereicht. 

Doch jeder Moment war unbezahlbar. Vor mir glitzerten Boote und Jachten im Wasser, Menschen flanierten entlang der Hafenpromenade und das Stimmengewirr in Italienisch, Englisch und anderen Sprachen machte das mondäne Flair perfekt. Portofino ist kein gewöhnlicher Ort – es ist ein Lebensgefühl, das man zumindest einmal empfunden haben sollte. 

Tag 3, L’Île-Rousse 

Mein grüner Fisch 

Fische in allen Farben — Foto: Martina Ehn
Fische in allen Farben — Foto: Martina Ehn

Nach dem farbenfrohen Glamour von Portofino brachte uns die Star Flyer an die raue und dennoch bezaubernde Nordküste Korsikas, nach L’Île-Rousse. Schon beim Anblick dieses kleinen Hafens wusste ich, dass der Tag etwas Besonderes bereithalten würde. Wie gewohnt setzten wir mit den Tenderbooten über. Alle 30 Minuten fuhr ein Boot an Land und zurück, so dass man kommen und gehen konnte, wie es einem beliebte. Dadurch lässt sich der ganze Tag nach den eigenen Wünschen gestalten. L’Île-Rousse ist wie gemacht für Entdecker, die sich Zeit lassen und die Schönheit der Natur auskosten möchten. Und es gibt kaum eine schönere Art, das Städtchen und seine Umgebung zu erkunden, als mit dem charmanten Bummelzug. Gemächlich rattert er durch die Gassen, entlang der Küste bis zum Leuchtturm von Pietra. Den 20-minütigen Stopp nutzte ich, um das letzte Stück zu Fuß hinauf auf den Hügel zu gehen. Belohnt wurde ich mit einem unvergesslichen Ausblick auf die Steilküste. Bevor es zurück an Bord ging, blieb noch etwas Zeit, um in den unzähligen Souvenir Shops zu stöbern. Ein grüner Fisch aus Metall hatte es mir angetan – jetzt schmückt er mein Wohnzimmer.

Tag 4, Calvi 

Der Garten Korsikas 

Ausblick von Sant'Antonino — Foto: Martina Ehn
Ausblick von Sant'Antonino — Foto: Martina Ehn

An diesem Tag beschloss ich, tiefer in die faszinierende Geschichte und Kultur Korsikas einzutauchen – mit einem geführten Ausflug zum historischen Runddorf Sant’Antonino, dem charmanten Kunsthandwerkerdorf Pigna und dem lebendigen Küstenstädtchen Calvi. Hoch oben auf einem Granithügel thront Sant’Antonino, das sich perfekt in die umgebende Natur einfügt. Es ist eines der ältesten Dörfer Korsikas und wurde bereits im 9. Jahrhundert gegründet. Auch die Häuser sind aus lokalem Granit gebaut; die schmalen Gassen und steilen Treppen laden dazu ein, das Dorf zu Fuß zu erkunden. Der Rundweg führt durch verwinkelte Passagen, unter Torbögen hindurch und an kleinen Plätzen vorbei, bis ganz an den obersten. Dieser bietet einen einmaligen Ausblick über das Tal der Balagne, das auch der „Garten von Korsika“ genannt wird, bis hinunter zum Meer. 

Per Bus ging es weiter in das zauberhafte Bergdorf Pigna. Ein besonderer Charme geht von den steinernen Häusern aus, die mit ihren roten Dächern und bunten Fensterläden zu einer Erkundungstour einladen. Das Dorf ist bekannt für die Herstellung traditioneller Musikinstrumente. Zurück im Hafen war noch etwa Zeit, Calvi mit seinen zahlreichen Geschäften und Hafenlokalen zu erkunden. Glücklich über die vielen neuen Eindrücke, kehrte ich auf die Star Flyer zurück – mit einer kleinen, handgefertigten Spieluhr aus Pigna. Ihre korsische Melodie erinnert mich immer wieder an diesen schönen Tag. 

Tag 5, Plage San Antoine 

Unvergessliche Momente 

Es gibt nur wenige Orte, an denen man so richtig vom Alltag abschalten kann. Der Strand von San Antoine, abgelegen an der westlichen korsischen Küste, ist einer dieser magischen Orte. Der Clou: Hier gibt es keinen Handyempfang! Somit der perfekte Ort, um wirklich vom digitalen Leben Abstand zu nehmen, tief durchzuatmen und sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Im Beachrestaurant oder auch bei sportlichen Aktivitäten, für die die Sport-Crew der Star Flyer Surfbretter und Paddelboards mit an Land gebracht hatten, die selbstverständlich gratis zu benutzen waren. Wem das zu viel Aufwand war, der konnte an Bord bleiben, um eine beliebte Aktivität, das Mastklettern in das über 20 Meter hohe Krähennest, auszuprobieren, oder vom Schiff aus Wasserski fahren - auch das ist im Reisepreis inkludiert.

Die Star Flyer und ihre Crew — Foto: Martina Ehn
Die Star Flyer und ihre Crew — Foto: Martina Ehn

Nach einigen entspannten Stunden am Strand folgte eines meiner Reise-Highlights: Am Programm stand eine „Fotosafari“ im Tenderboot. Ziel war kein exotisches Tier oder ein besonderer Ort, sondern die Star Flyer selbst.

In den letzten Sonnenstunden des Tages nahm das Schiff unter vollen Segeln Kurs auf den Horizont, während wir in den kleinen Booten hinterherfuhren, um dieses atemberaubende Spektakel aus allen Perspektiven festzuhalten. Der Anblick der majestätischen Star Flyer, wie sie ihre weißen Segel in den goldenen Schein der untergehenden Sonne setzte, war einfach magisch. Dann das i-Tüpfelchen: Einige Crewmitglieder stiegen auf die vorderen Ausleger des Schiffs und winkten uns freundlich zu. Die Begeisterung in unserem Boot war grenzenlos – wir alle winkten, lachten und jubelten. Momente, die ich niemals vergessen werde.

Tag 6, Saint Raphael 

Genuss mit allen Sinnen 

Ich hatte mich wieder für einen organisierten Ausflug entschieden, einer perfekten Mischung aus Kulinarik, Kultur und Geschichte. Nach einer Fahrt vorbei an unzähligen Weingütern und berühmten Weinbergen erreichten wir das Château St. Martin. Nach einer Führung durch das kleine Museum und die historischen Kellerräume begann der kulinarische Teil des Tages. Mit einer Weinverkostung samt einer Auswahl kleiner Häppchen, die perfekt auf die Aromen abgestimmt waren: Ziegenkäse mit Honig, luftgetrockneter Schinken und frisch gebackenes Brot. Diese Kombination aus Wein und regionaler Küche war ein wahres Fest für den Gaumen. Nächste Station war das charmante Städtchen Les Arcs-sur-Argens, ein ruhiges, mittelalterliches Dorf. Ich fühlte mich zurück in längst vergangene Zeiten versetzt, als wir durch das Viertel von Parage die schmalen Gassen über das alte Kopfsteinpflaster bis hinauf zum Château D'Argens spazierten. Vorbei am Parage Turm, an den Resten eines Kerkers, an alten Kapellen und kleinen Plätzen, die alle wunderbare Fotomotive abgaben. 

Tag 7, Saint-Tropez 

Auf den Spuren von Louis de Funès 

An Bord der Star Flyer — Foto: Martina Ehn
An Bord der Star Flyer — Foto: Martina Ehn

Saint-Tropez – dieser Name weckt Bilder von glamourösen Jachten, schick gekleideten Menschen und ikonischen Filmkulissen. Doch für viele von uns ist diese Stadt vor allem eines: die Heimat des unvergesslichen Louis de Funès. Der Kultkomiker hat sich mit seinen Filmen, insbesondere der legendären Gendarm-Reihe, auf humorvolle Weise in die Herzen der Menschen katapultiert. Im ehemaligen Rathaus der Stadt befindet sich heute das liebevoll gestaltete Louis de Funès Museum. Originalkostüme, Filmrequisiten und persönliche Gegenstände sowie Fotos geben Einblicke in das Leben des großen Schauspielers. 

Aber zurück zu den Reichen und Schönen. Auch in St. Tropez kostet ein Kaffee oder Glas Wein etwas mehr als anderswo, aber man sollte sich dennoch auf jeden Fall für ein Getränk in eines der unzähligen Hafenrestaurants oder Cafés setzen. Der Ausblick ist - wie schon in Portofino – unbezahlbar. Und vielleicht entdeckt man die ein oder andere berühmte Persönlichkeit – ich hatte leider kein Glück.

Tag 8, Cannes 

Neue Perspektiven 

Noch bevor wir am letzten Tag in den Ausgangshafen Cannes zurückkehrten, wusste ich, dass ich diese Reise nie vergessen würde. Die Tage auf der Star Flyer waren ein Erlebnis, das mich tief bewegt hat. Es gibt Reisen, die einen neuen Blick auf die Welt und auf das eigene Leben eröffnen, und genau das hat mir diese Kreuzfahrt ermöglicht. Ein Hauch von Abenteuer, das Gefühl von Freiheit und der Wind in den Segeln – davon werde ich noch lange träumen.

Nachtrag 

Emotionaler Abschied 

Die Autorin, glücklich auf L’Île-Rousse — Foto: Martina Ehn
Die Autorin, glücklich auf L’Île-Rousse — Foto: Martina Ehn

Casino, Theater, Wasserrutschen oder Kartbahnen wie auf manchen Ozean-Riesen gibt es nicht an Bord. Mir hat all das nicht gefehlt. In der großen Bar an Deck, das Wohnzimmer des Schiffes sozusagen, findet alles statt. Vom Frühstück für Frühaufsteher bis zum letzten Drink vor dem Schlafengehen.

 Kochvorführungen, Knotenlehre oder Tanzkurse. Jeden Abend ein liebevoll von der Besatzung gestaltetes Unterhaltungsprogramm. Und es wurde viel getanzt – selbst der Kapitän schwang fast täglich sein Tanzbein. Im Restaurant wird ausgesprochen gutes Essen auf hohem Niveau serviert. Getränkepakete gibt es nicht, jedoch sind die Preise verhältnismäßig wirklich günstig. Übertrieben schicker Dresscode ist nicht vorgesehen, sportlich-elegant ist absolut genug. Meine Tage auf der Star Flyer vergingen wie im Flug. Mit Tränen in den Augen ging ich von Bord, selten ist mir ein Abschied von einem Schiff so schwer gefallen. Aber es gibt noch weitere Weltmeere, die ich erkunden möchte, und vielleicht einmal mit einem anderen Schiff von Star Clippers. 

KOMPAKT

Star Clippers: 
Die Flotte besteht aus drei Schiffen: Baugleich sind die Star Clipper und die Star Flyer, beide 4-Master, Baujahr 1991/92, 115,5 m Länge und 15 m Breite, 3.365m² Segelfläche, 63 m Masthöhe, 170 Passagiere und 74 Crewmitglieder 
Royal Clipper: 5-Master, Baujahr 2000, 134 m Länge und 16,5 m Breite, 5.000 m² Segelfläche, 54m Masthöhe, 227 Passagiere und 106 Crewmitglieder 
Auf allen Schiffen: 6 verschiedene Kabinenkategorien und Eigner-Suiten, die Royal Clipper verfügt außerdem über 14 Balkon-Suiten. 
Kabinenausstattung: Klimaanlage, Marmor-Duschbad inkl. WC, Haartrockner, Safe, Sat-Telefon, TV mit DVD, Stromspannung: 110 Volt, Suiten zusätzlich mit Minibar, Whirl-Wannen und Kabinenservice 
Hauptrestaurant, Piano Bar, Tropical Bar, Bibliothek. 
Auf der Royal Clipper zusätzlich eine Observation Lounge 
Die Royal Clipper verfügt über ein Spa mit Fitnessbereich, Massagen werden aber auf allen Schiffen angeboten. 
Die Schiffe sind mit Stabilisatoren ausgestattet, um den Seegang auszugleichen. 
Weitere Infos zu den Reisen im Reisebüro und auf www.star-clippers.de 

Die Reise erfolgte mit Unterstützung von Star Clipper. Text im Print erschienen in reisetipps Nr. 33.