Malediven: So tickt das Paradies

Palmengesäumter Strand, smaragdfarbenes Wasser, strahlendblauer Himmel, die Sonnenliege im weißen Sand. Die natürlichen Voraussetzungen für einen tiefenentspannten Urlaub sind perfekt. Doch welche Logistik braucht es, damit Gäste rund um die Uhr gekühlte Zimmer, fließendes Wasser, Strom und auch Verpflegung haben? Auf einer kleinen Insel mitten im Indischen Ozean eine besondere Herausforderung. reisetipps hat im Robinson Maldives hinter die Kulissen geblickt.

Fast überall auf den Malediven ist eine Insel gleichzusetzen mit einer Hotelanlage. Auf Funamadua, rund 60km nördlich des Äquators im Gaaf-Alif-Atoll, ist es der Robinson Maldives, ein deutsch- und englischsprachiger Club nur für Erwachsene (ab 18 Jahren), der von einem prächtigen Korallenriff umgeben ist. Auf den kompakten 107.000m² oder 0,107km² verteilen sich die 121 Zimmer, die öffentlichen sowie die den Gästen nicht zugänglichen Bereiche.

Nach einem 70-minütigen Inlandsflug von Malé nach Kadhedhoo und einer halbstündigen Fahrt mit dem Speed-Boot erwartet das Club-Team die Neuankömmlinge am Landungssteg. Die erste Empfehlung: Schuhe aus- und erst bei der Abreise wieder anziehen. Auf der Insel geht man im puderweichen Sand am besten barfuß. Als nächstes werden die Uhren auf die eigene Inselzeit umgestellt, damit Sonnenauf- und untergänge besser in den Tagesablauf passen.

JEDER PACKT MIT AN

Um rund 250 Gäste – bei Vollbelegung – und 265 Mitarbeitende zu verköstigen, legt, je nach Auslastung, alle zwei bis vier Wochen ein Boot an und bringt Lebensmittel und alles, was für einen reibungslosen Ablauf erforderlich ist. Beim Löschen der Ladung packen alle zu, vom General Manager über den Gärtner bis hin zum Küchenpersonal. „Die zentralen Einkäufe werden in Malé getätigt, von wo die Fahrzeit bis zu uns ca. 24 Stunden dauert“, erzählt Clubdirektor Andreas „Andi“ Stys. Obst wird aus Sri Lanka importiert, Fleisch aus Dubai und Indien, nur der Fisch ist lokal bzw. regional.

Gleich neben dem Anliefer-Steg liegen das Mitarbeiter-Quartier und die gekühlten Lagerräume. Taruka ist verantwortlich für den Lagerstand, der regelmäßig überprüft wird. Auf den Malediven, einem muslimischen Land, gilt Alkoholverbot. Auch Gäste dürfen keine alkoholischen Getränke einführen. Hotels erhalten eine eigene Lizenz für die Alkohol-Ausschank ebenso wie für die Verarbeitung von Schweinefleisch. Maledivische Angestellte dürfen keine Spirituosen trinken, tun sie es dennoch, wird dem Hotel die Lizenz für eine Woche oder länger entzogen. Andreas Stys trinkt auch keinen Alkohol, „als Zeichen, dass ich die Religion respektiere.“

DER WEITE WEG ZUR KLIMA-NEUTRALITÄT

48% des Personals im Club sollten Malediver sein, lautet die staatliche Regel. Wird die Quote nicht erfüllt, gibt es eine Strafe. Im Robinson Maldives leben 17 Nationen unter einem Dach. Als wichtigstes Gebäude bezeichnet Andreas Stys die Moschee. Der Vorbeter kommt regelmäßig von einer anderen Insel. In der Freizeit werden Fuß- und Volleyball-Turniere ausgetragen gegen Teams von den Nachbarinseln. Trainieren können die Angestellten in einem eigenen Fitness-Studio, in einem Tante-Emma-Laden tätigen sie ihre Einkäufe. Verköstigt werden sie in einer Kantine. Chefkoch Anil kocht für seine Kollegen und Kolleginnen ebenso wie für die Gäste.

Selbst wenn Urlaubende der Sonne um die halbe Welt nachreisen, sollen die Zimmer auch in den Tropen stets angenehm temperiert sein. Dafür sorgen u.a. die Ingenieure in ihrer Werkstatt, in der pro Jahr bis zu 800 Klimaanlagen repariert werden. Die Energie stammt aus fünf Dieselgeneratoren, die aus einem Tank, der 250.000 Liter fasst, gespeist werden. Der tägliche Verbrauch beläuft sich auf rd. 3.300 Liter. Solarenergie war auf den Malediven lange Zeit – bis 2009 – kein Thema, erst 2021 besann sich die Regierung des riesigen Potenzials der alternativen Ressourcen und rief das ambitionierte Ziel aus, bis 2030 CO2-neutral zu werden. Beim Schwester-Club, dem Robinson Noonu weiter im Norden, sollen im Herbst auf den Dächern der Angestellten-Quartiere Solar-Paneele installiert werden, die bis zu 60% der Energie decken können.

WASSER UND MÜLL

Für die Wasserversorgung wird Meerwasser mit einer Pumpe in eine Umkehr-Osmose-Anlage befördert, wo eine Membran als Sieb funktioniert. 30% des Wassers werden gereinigt und entsalzt in drei Wassertanks zu je 130.000 Litern gefüllt. Mit Mineralien als Trinkwasser aufbereitet, werden in der Wasserabfüllanlage wiederverwendbare Glasflaschen befüllt. „So werden pro Jahr rund 480.000 Plastikflaschen eingespart“, erläutert Andreas Stys. Die restlichen 70% des Wassers werden an vier Stellen über 60m lange Rohre in 50m Tiefe ins Meer zurückgeleitet.

Das Müllmanagement auf einer kleinen Insel ist eine weitere Herausforderung. Äste und unbedenklicher Müll werden in einer Verbrennungsanlage aufbereitet. Bioabfälle werden in einer Kompostanlage zu Erde verarbeitet und für den Kräutergarten wieder verwendet. Im Restaurant gilt das Prinzip des „Chef-Tellers“, bei dem statt Essensbergen am Buffet kleine Portionen auf Tellern angerichtet werden. Damit kann viel Essensverschwendung vermieden werden. Altglas und -keramik werden gepresst und als Baumaterial verwendet.

Bei Plastikmüll ist Robinson Maldives eine Kooperation mit der internationalen Organisation Parley eingegangen, die die Abfälle für Schuhe, Kleidung und andere Gegenstände wiederverarbeitet. Gäste werden aufgefordert, ihre leeren Plastiktuben und -tiegel wieder mit nach Hause zu nehmen. Dafür steht ein eigener Transportbeutel in jedem Zimmer zur Verfügung. Das Prinzip bei Robinson lautet, so viel wie möglich Abfall auf der Insel zu verarbeiten und wieder zu verwenden. Der Rest wird per Schiff nach Male und von dort auf eine eigene Müllverarbeitungsinsel weitertransportiert.

ROBSONSIBLE

Mit „Robsponsible“ verpflichtet sich Robinson einem Nachhaltigkeitsprogramm, das der regionalen Bevölkerung zugutekommt. So wird eine Schule für Kinder mit Lernschwächen unterstützt, im Unterhaltungsprogramm im Club werden regionale Traditionen integriert. Die Kunst der Logistik ist, kleine und große Rädchen so aufeinander abzustimmen, dass alles rund läuft und der Gast davon nichts merkt. Wer selbst einen Beitrag leisten will, schnappt sich eine der Basttaschen und befüllt sie mit am Strand angeschwemmtem Müll.

Die Reise erfolgte auf Einladung von Robinson. Weitere Infos im Reisebüro und auf www.robinson.com