Flämische Meister: Kunst trifft Genuss
Wer per Bahn in Antwerpen ankommt, spürt gleich die besondere Atmosphäre dieser Stadt: „Eisenbahnkathedrale“ nennen die Einheimischen ihren wunderschönen, historischen Bahnhof, der 1905 im Stile einer Basilika errichtet und mit einer 75 Meter hohen Kuppel gekrönt wurde. Wie wohlhabend und kultiviert die Bewohner Antwerpens schon zu früheren Zeiten waren, widerspiegeln die prächtigen Fassaden der vormaligen Patrizierhäuser und Stadtpaläste. Im Stadtzentrum sind neben den architektonischen Fundstücken auch viele Schaufenster mit glitzernden Kostbarkeiten zu bestaunen.
„Antwerpen gilt ja als das größte Zentrum für Diamanten, rund 1.800 Händler und Schleifer haben hier ihren Sitz“ schmunzelt unsere Reiseleiterin
Rubens & Friends
Als berühmtester Bürger der Stadt und Kulturschaffender dieser Epoche gilt Peter Paul Rubens. Ein Besuch im stattlichen Rubenshaus Antwerpen ist somit praktisch Pflicht, unsere kundige Führerin erklärt: „Rubens war ja damals schon berühmt und konnte offenbar von seiner Kunst gut leben. So ließ er 1610 dieses Stadtpalais im italienischen Stil errichten.“
Bei der Führung durch Wohnsitz und Atelier des Künstlers kann man nicht nur etliche seiner Werke bewundern, sondern erfährt auch einiges über sein Familienleben. Zu sehen sind Meisterwerke wie „Adam und Eva“ oder sein berühmtes Selbstporträt, dazu Werke seines talentierten Mitarbeiters Anthony van Dyck, sowie Rubens' eigene Kunstsammlung.
Ebenso Zeitgenosse und mit Rubens freundschaftlich verbunden war die Familie Plantin-Moretus, die für ihre dazumal modernste Buchdruckerei und hohe Qualitätsarbeit weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt war. Das nunmehr als UNESCO Weltkulturerbe gelistete Plantin-Moretus-Museum ist ein wahres Kleinod. Herzstück des Hauses ist das Atelier, wo die ältesten Druckpressen der Welt und eine typografische Schatzkammer mit zahllosen metallenen Drucklettertypen zu bewundern sind.
„Rund 30.000 Bücher und Schriften hat die Familie Moretus gesammelt, und die Druckgrafiken aus dem 16. und 17. Jahrhundert zählen heute zu den bedeutendsten der Welt“ Museumsdirektorin Iris Kockelbergh
Kunst & Kulinarik
Bei so viel Kunstgenuss sollen auch die kulinarischen Freuden nicht zu kurz kommen. Und dass man in Belgien nicht nur „Moules Frites“ – Muscheln und Pommes – zu essen kriegt, hat sich schon herumgesprochen. „Gemessen an der Einwohnerzahl hat Belgien die meisten Haubenköche in ganz Europa“, behauptet unsere Stadtführerin und geleitet uns zu einem der aktuellsten In-Spots Antwerpens: „Graanmarkt13“ ist auf den ersten Blick ein hipper Concept-Store mit Mode und Accessoires. Im Tiefparterre betreibt Meisterkoch Seppe Nobels, einer der jungen „Flanders' Kitchen Rebels“, sein ausgezeichnetes Restaurant. Das Chef's Menü ist exzellent: leichte Kost mit viel Gemüse, präsentiert wie Kunstwerke – fast zu schade zum Essen.
Später besuchen wir noch einen weiteren Meister seines Metiers: Bei Dominique Persoone, selbsternannter „Shock-o-Latier“, bewundern wir dessen fantasievollen Schoko-Kreationen, natürlich nicht ohne die Pralinen zu verkosten.
Und wenn von Kunst und Kulinarik in Belgien die Rede ist, dann muss auch die Brauereikunst erwähnt werden. Angeblich tausend verschiedene Biersorten gibt es im ganzen Land – bis hin zu Kirsch-, Himbeer- oder KokosBier! In der Antwerpener „Biercentral“ gibt es „nur“ 27 Fass- und 300 Flaschenbiere im Angebot, ein Biersommelier hilft bei der Wahl. Trotz vereinter Kräfte haben wir letztlich nicht einmal die Hälfte der Biersorten gestemmt...
Anfassbar & virtuell
Zeitgenössische Kunst zum Anfassen in freier Natur gibt es im Skulpturenpark des Middelheim Museums, etwas außerhalb Antwerpens. Der markante Blickfang, das „Misconceivable“ betitelte krumme Boot, ist ein Werk des österreichischen Künstlers Erwin Wurm. Zahlreiche weitere moderne Kunstwerke, Skulpturen und Installationen, sowie funktionelle Bauten sind im weitläufigen Park-Areal zu entdecken.
Ganz anders ist das Kunsterlebnis in der sogenannten „Bruegel-Box“ im Brüsseler Museum der schönen Künste. In Kooperation mit Google wurde eine virtuelle Ausstellung geschaffen: In der begehbaren Box taucht der Betrachter ein in das Bild, findet sich inmitten von dramatischen Szenerien wieder, die Pieter Bruegel so ausdrucksstark darzustellen vermochte, ein faszinierendes Erlebnis! Die Original-Gemälde sind natürlich auch zu besichtigen, eine Etage höher, im neugestalteten Bruegel-Saal des Museums. Später, beim Spaziergang durch das Brüsseler Marolles-Viertel, treffen wir den Meister persönlich, als lebensgroße Skulptur, sitzend, mit Pinsel und Palette. So wie Antwerpen für Rubens steht, ehrt man Bruegel in Brüssel, virtuell und real.
Kompakt
Anreise
Austrian Airlines und Brussels Airlines bieten mehrmals täglich Flugverbindungen zwischen Wien und Brüssel; gute Bahn- und Busverbindungen direkt ab Airport Brüssel nach Antwerpen und weitere flämische Städte
Hotels
Hotel Queen A in Antwerpen: Stylisches Boutiquehotel in zentraler Lage, Nähe Bahnhof www.queenaantwerp.com
Hotel Marriott Grand Place in Brüssel: Klassisches Stadthotel in Bestlage, wenige Schritte bis zur Grand Place www.marriott.com/hotels/travel/brudt-brussels-marriotthotel-grand-place
Essen & Trinken
Graanmarkt13 in Antwerpen: Oben Trendy Concept-Store, im Untergeschoss kredenzt 'Flander's Kitchen Rebel' Seppe Nobels seine ausgezeichneten Kreationen www.graanmarkt13.com
Bier Central in Antwerpen: Die rustikale Bierkneipe offeriert eine reiche Auswahl an belgischen Bieren und deftige Kost dazu www.biercentral.be
Victor Bozar Café in Brüssel: Feine Kost in stilvollem Art-Déco-Ambiente www.victorbozarcafe.be
Bonsoir Clara in Brüssel: Bistro-Style Restaurant mit ansprechendem Interieur und exzellenten Menüs www.bonsoirclara.com
Allgemeine Informationen
Tourismuswerbung Flandern-Brüssel: www.visitflanders.com
Die Autorin Martha Steszl war im Oktober 2017 auf Einladung von VisitFlanders und Austrian untererwegsauf Kurztrip in Brüssel und Antwerpen. Als überzeugter Genussmensch kann sie Reisen mit kulinarischen und kulturellen Höhepunkten nur schwer widerstehen.