Wie das Glück in die Schoggi kommt
1. Station St. Gallen
Unsere erste Station ist St. Gallen. Vor etwa zwei Stunden sind wir am Züricher Flughafen gelandet und dort in den InterCity 713 gestiegen. Die Bahnfahrt in den Ostschweizer Kanton war kurzweilig und im wahrsten Sinne des Wortes erste Klasse. Nun erwartet uns OLMA Bratwurst mit Bürli. Hmm. Was das wohl sein mag? Klar, Bratwurst, aber sonst? Schon bei meinem ersten Happen in St. Gallen, genauer gesagt im Imbiss der Metzgerei Gemperli, lerne ich dazu: Die bekannte St. Gallener Bratwurst, angeblich die beste der Schweiz, besteht vorwiegend aus Kalbfleisch und Milch und ist der größten Publikumsmesse der Stadt, der Ostschweizer Land- und Milchwirtschaftsausstellung OLMA, gewidmet. Nur in der Farbe ähnelt sie der bayrischen Weißwurst, der Geschmack ist natürlich ganz anders. Sagt man. Dazu wird Bürli, eine große, kugelrunde Semmel, serviert. Obwohl ich kein übermäßiger Wurstfan bin, muss ich zugeben: Schweizer Fastfood mundet. Es ist so leicht, glücklich zu sein!
Alles Schoggi
Jedenfalls, so lange man Schokolade hat. Wie das Glück in die Schoggi kommt, erfahren wir bei unserer nächsten kulinarischen Überraschung, bei Maestrani in Flawil. Dort wurde erst am 1. April, und nein, das ist kein Scherz, das Schokoladenmuseum „Chocolarium“ eröffnet. Dieses beschert den Besuchern ein außergewöhnliches Erlebnis und tiefe Einblicke in die Herstellung von Schokoladespezialitäten.
Bei der Live-„Schoggi“-Produktion läuft einem natürlich gleich das Wasser im Mund zusammen. Bevor es ans Verkosten geht, dürfen wir in der Show-Confiserie noch unsere persönliche Tafel Schokolade verzieren. Etwa 8.000 Tafeln werden pro Stunde hergestellt. Chocolateur Christian zeigt uns live, wie Schokoröllchen hergestellt werden. Hier darf nach Herzenslust genascht und genossen werden – und das an 363 Tagen im Jahr - nur am 25. Dezember und 1. Jänner ist geschlossen. Das pure Glück.
Es geht um die Wurscht
Pikant geht es am nächsten Morgen weiter: Wir besuchen die St. Gallener Metzgerei Schmid. Metzger Guido weiht uns in sein tägliches Handwerk ein. 2.000 bis 3.000 OLMA Bratwürste werden hier sechsmal pro Woche produziert. Neben verschiedenen Stücken vom Kalb kommen eine Gewürzmischung sowie Milch und Mehl in die Zerkleinerungsmaschine. Unter ohrenbetäubendem Lärm entsteht innerhalb weniger Sekunden eine homogene Masse. Im Anschluss werden die Würste portioniert und gebrüht, bevor man sie auskühlen lässt. Der gesamte Herstellungsprozess bis zur fertigen Wurst dauert zirka vier bis fünf Stunden.
Guido arbeitet bereits seit 30 Jahren im Geschäft. Viel hat sich in dieser Zeit geändert, nicht jedoch sein täglicher Bratwurstkonsum: Um 4 Uhr früh beginnt er mit seiner Arbeit, um 5 Uhr frühstückt er eine OLMA. Auch uns erwartet noch ein Stück Wurst, bevor wir zu lieblicheren Genüssen aufbrechen.
Biber mit Präzision
Die Nachspeise gibt es – nach einem kurzen Fußmarsch - in der Confiserie Roggwiller. Inhaber des seit dem Jahr 1941 bestehenden Unternehmens ist seit 1996 Martin Schnyder, der uns sogleich seine Spezialität, St. Gallener Biber, präsentiert. Die Spezialität besteht aus einem Honigteig mit Mandelfüllung und erinnert mich stark an Lebkuchen. Pro Jahr werden etwa 16 Tonnen Biber produziert. Sie werden von verschiedenen Motiven geziert, die Sagen und Geschichten der Stadt zeigen. Besonders wichtig sei es, erzählt Martin, dass Teig und Füllung die gleiche Konsistenz haben.
„Wir arbeiten mit Liebe und Präzision“, beschreibt er die Arbeitsweise in seinem Betrieb, in dem es oft auch stressig zugeht. Denn zu einer der Stärken der Confiserie zählt die Ausbildung von Lehrlingen in den Berufen Konditor-Confiseur sowie Detailhandelsfachfrau. Jedes Jahr schließen drei bis vier Lernende ihre Lehre in diesen beiden Berufen ab.
So ein Käse
Wer bis hierhin gelesen hat und glaubt, dass ich nach so viel Fleisch, Schokolade und Bibern an diesem Punkt meiner Reise bereits mit Magenschmerzen oder zumindest Überfüllung danieder liege, hat mich definitiv noch nie essen gesehen. Kurz gesagt: Sättigungsgefühl ist mir ein Fremdwort. Kein Wunder also, dass ich mich auf die Appenzeller Schaukäserei freue, wie ein kleines Kind auf Weihnachten.
Beim Rundgang werden uns alle Stationen der Käseherstellung erklärt: Täglich wird die Käserei von umliegenden Bauernhöfen mit frischer Milch beliefert. 6.500 Liter kommen in den so genannten „Chäskessi“ bis sie zur Gallerte gerinnen und mit der Käseharfe geschnitten werden können. Sobald die Bruchmasse die gewünschte Festigkeit erreicht hat, wird sie gepresst und mit einem Käsepass als Qualitätssiegel versehen. Der frische Käse kommt in ein Salzbad und reift anschließend mehrere Monate im Keller, wo er regelmäßig mit der geheimnisvollen Kräutersulz eingerieben wird.
Der Herstellungsprozess ist lang – lohnt sich aber! Der Käse schmeckt wirklich großartig, vor allem der „Edelwürzige“ hat es mir so angetan, dass ich gleich drei Portionen mit nachhause nehme.
Und was wäre Käse ohne Wein? Nur das halbe Vergnügen. Also dürfen wir bei Markus Stäger in Maienfeld seine Tropfen degustieren. Vor allem Pinot Noir, der hier heimisch ist, zählt zu den Bestsellern, doch auch sein Chardonnay kann sich schmecken lassen.
Das Städtchen Chur
Zum Abschluss der Reise geht es ins charmante Städtchen Chur, das älteste der Schweiz. Hier treffen wir Claudia Meuli zu einer Häppchenführung. Sie weiht uns in die Geschichte der Alpenstadt ein und führt uns in die süßesten Ecken – u.a. in Bühler’s Zuckerbäckerei, wo uns Besitzer Arthur Bühler seine berühmten Pfirsichsteine aus Marzipan präsentiert. Das versüßt uns die herbe Tatsache, dass es schon wieder nachhause geht. Mein Resümee: Es war köstlich - ich komme gerne wieder!
Kompakt
Anreise: Mit SWISS und Austrian täglich mehrmals ab Wien nach Zürich. In der Schweiz erlaubt der Swiss Travel Pass unlimitiertes Reisen mit dem Zug, Bus und Schiff und gewährt freien Eintritt in 500 Museen und Ausstellungen
Informationen: www.MySwitzerland.com, www.churtourismus.ch, www.st.gallen-bodensee.ch