Von der Muse geküsst
Da liegt sie, im Hafen von Marseille - die Silver Muse. Nigelnagelneu – erst vor wenigen Tagen ist sie aus der Werft gekommen. Das besondere Gefühl wird noch stärker, als ich an Bord gehe. Sofort wird klar, die Silver Muse ist Luxus pur. Großzügig erstrecken sich die Gänge vor mir, die Rezeption und die Lounge sind riesig.
Kreuzfahrt-Neulingen sei gesagt: Der größte Luxus, den ein Schiff bieten kann, ist Platz. Auf einem Kreuzfahrtschiff sind nicht Länge oder Breite allein entscheidend über den Freiraum, sondern in welchem Verhältnis sie zu der Passagierzahl stehen. Nur 596 Passagiere finden auf der Silver Muse Platz – viel Platz! Als ich zum ersten Mal in die Kabine komme, streiche ich diese absolut unpassende Bezeichnung für mein neues Zuhause sofort aus meinem Gedächtnis.
Javier erwartet mich
Also jetzt richtig: Als ich das erste Mal in meine Suite komme – die Silver Muse verfügt ausschließlich über Suiten verschiedener Kategorien – erwartet mich „mein“ Butler Javier an der Tür. „Yes, ich habe einen Butler!“, denke ich mir. Javier entschuldigt sich, dass mein Gepäck noch nicht da ist, verspricht aber im selben Atemzug, dass er sich darum kümmern werde und führt mich in die Geheimnisse meiner Suite ein.
Viel Platz
Eines davon ist, dass die Fernsehbildschirme unsichtbar in den Spiegeln integriert sind. Hätte Javier sie nicht in Betrieb genommen, würde ich heute noch danach suchen. Er zeigt mir die Finessen des Badezimmers, das ebenfalls sehr großzügig angelegt ist. Darin gibt es eine Badewanne, eine extra Dusche, zwei Waschbecken…. Wie war das mit dem Luxus an Bord? Richtig gut ist es, wenn man Platz hat – und den habe ich.
Javier öffnet die Tür zur Veranda und fragt, ob ich bereit für einen Drink sei. Es ist (leider) noch Mineralwasser-Zeit, aber ich eröffne ihm, dass ich am Nachmittag gerne ein Bier zu mir nehme. Nun weiß Javier auch meine Lieblingsgetränke und füllt den Kühlschrank meinen Wünschen angepasst auf: Bier und prickelndes Mineralwasser. Ich mag „meinen“ Javier.
Schön und nett – überall
Auf meiner Tour über das Schiff wird mir in jedem Winkel mein erstes Gefühl bestätigt: Was für ein Wahnsinnsschiff, auf dem ich mich da befinde! Jedes Restaurant, jede Bar, die Cafés, die Lounges, das Fitnessstudio, das Zàgara Spa, das Pooldeck, das Casino - alles scheint von einem Genie konzipiert worden zu sein, das jeden erdenklichen Wunsch, jedes noch so kleine Bedürfnis der Menschheit zu kennen scheint und zu erfüllen versucht. Das Strahlen der Mitarbeiter an Bord hält locker mit dem makellosen Sonnenschein über Marseille mit. Bei meinem verdienten Kaffee an der Poolbar erzählt mir die lächelnde Kellnerin, dass mir Javier bestellen lässt, mein Koffer sei mittlerweile in meiner Suite angekommen. Warum sie weiß, wer ich bin, und warum Javier weiß, wo ich bin, will ich gar nicht wissen.
Ohne viel TamTam
Mit wenig Aufsehen – anders als auf anderen Schiffen – wird das Ablege-Manöver vollzogen. Langsam gleitet die Silver Muse aus dem Hafen in Richtung… Wohin noch gleich? Tarragona oder so – eigentlich ist mir egal wohin, Hauptsache ich bin an Bord. Wer denkt, dass es auf Luxusschiffen sicher steif und nach strenger Etikette zugeht, liegt falsch. Auf den Schiffen von Silversea Cruises geht es leger zu. Die Gäste wissen sich angemessen zu kleiden – wohl auch, um gegen das äußerst gelungene Design nicht zu sehr abzufallen.
"Qual" der Wahl
Zeit zum Essen - aber wo? Es gibt auf der Silver Muse acht Restaurants mit jeweils unterschiedlicher Prägung - sogar ein exklusives Relais & Châteaux Restaurant ist darunter. Zum Glück wird mir die Entscheidung abgenommen – ich gehe ins Indochine, wie mein Programm vorgibt. Danke Programm, eine gute Wahl. Das Team vom Indochine versteht die verschiedensten Zutaten und Geschmacksrichtungen Asiens perfekt zu kombinieren. Natürlich hätte ich auch Programm Programm sein lassen, und den 24 Stunden All around Dining-Service in der Suite genießen können – aber dann hätte ich das herrliche Gin & Tonic im Connoisseur’s Corner verpasst.
Eigene Veranda
Als ich in meine Suite komme und Javier mein Bett schon aufgeschlagen hat, widersetze ich mich seiner stillen Aufforderung zur Nachtruhe und genieße mein Lieblingsgetränk aus der Minibar auf meiner Veranda. Bier oder Mineralwasser? Einmal darf geraten werden.
Ein Tag am Pool
Als Reisejournalist ist man stets früh unterwegs, um Stoff für Geschichten zu generieren: Lange Ausflüge, ausführliche Interviews und der „Kampf“ um das beste Fotomotiv bestimmen meist den Tag. Nicht heute. Viele Gäste gehen in Tarragona von Bord, ich bleibe. Und ich besetze für rund 12 Stunden en suite einen der bequemen „Steamer“ am Pool – mit kurzen Unterbrechungen für Foto-Sessions und zur Nahrungsaufnahme. Zu meiner Überraschung gelingt der Müßiggang erstaunlich gut. Wohl auch durch die fürsorgliche Unterstützung des freundlichen Personals, das mich Getränke-technisch perfekt getimed durch den Tag bringt. Fast versäume ich mein Abendessen im La Terrazza, wo authentische italienische Rezepte mit herrlich frischen Zutaten zubereitet werden. Danach: Absacker und Veranda-Lieblingsgetränk, eh klar.
Ein neues Schiff ist ein neues Schiff
Wir legen ab Richtung Barcelona – das weiß ich, denn dort ist meine kurze Reise auf der Silver Muse schon wieder zu Ende. Einen Beweis habe ich noch, dass ein neues Schiff etwas Besonderes ist: In Tarragona hatte ich die Chance, den neuesten Vergnügungspark der Kult-Automarke Ferrari zu eröffnen. Aber was ist schon ein Ferrari, wenn man am Pool liegend von der Muse geküsst wird.