Verjüngungskur für eine Königin
Piekfein und blitzsauber wirkt das Schiff, frisch aus dem Ei gepellt. Hallo, meine Schöne, wir kennen uns ja schon. Bin gespannt, was du für Neuheiten auf Lager hast. Freundlich ist das Lächeln der Crew, die uns begrüßt, um uns auf die erste Fahrt der MS Europa nach ihrem Werftaufenthalt in Hamburg mitzunehmen – alles Profis hier, niemand wirkt gestresst. Für 16 Tage war das Fünf-Sterne-Plus-Schiff von Hapag-Lloyd Cruises turnusmäßig in der Blohm + Voss Werft im Trockendock. Nach zwei Jahren auf See hat auch das robusteste Schiff eine Überholung nötig, müssen Fältchen ausgebügelt und Dellen ausgebessert werden. Die MS Europa erhielt aber auch gleich ein neues Herz implantiert: einen Azipod-Antriebscomputer mit Ausmaßen von elf mal zwei Metern. Das ist groß.
Chirurgie und Kosmetik
Nach einem ersten Gläschen Champagner und appetitlichen kleinen Häppchen zur Begrüßung setzen Karl J. Pojer, Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO von Hapag-Lloyd Cruises, Gabi Haupt, Leiterin Produktmanagement der MS Europa, und Kapitän Mark Behrend den geladenen Journalisten auseinander, was diese Operation bedeutet hat: Für die Montage des Teils mussten übermannsgroße Löcher in die Außenwand des Schiffs und in die Decke der Crewmesse geschnitten (und wieder zugemacht) werden. Neben den technischen Updates standen auch Verschönerungen und Optimierungen der öffentlichen Räume auf der Werkliste. 840 Punkte fanden sich insgesamt darauf, die nach einem exakten Zeitplan abgearbeitet werden mussten, was eine gewaltige logistische Herausforderung darstellt. Auf zur Besichtigung? Auf zur Besichtigung!
Ein bewegter Moment
Habe ich mich anstecken lassen von der Wärme und Herzlichkeit, mit der unsere Gastgeber von der MS Europa sprechen, gerade so, als wäre sie ein Wesen? Als kurz darauf die Auslaufmelodie des Schiffs erklingt – die Reisegäste sind eingetroffen, die Arbeiter von Bord gegangen – und es sich in Bewegung setzt, um in Richtung Elbmündung zur Fahrt „Liebeserklärung an Frankreich“ zu starten, bin ich gerührt. Für viele Monate wird die MS Europa nicht mehr zum Stammsitz der Reederei nach Hamburg zurückkehren, eine ganze Weltreise wird sie zuvor unternehmen, um den nächsten Sommer in nordeuropäischen Gewässern zu verbringen. Die Elbphilharmonie zieht vorüber, belebt sind die Ufer des Flusses an diesem milden Herbsttag, viele Menschen winken der MS Europa so freudig zu, als hätten auch sie dieses Schiff ins Herz geschlossen.
Verjüngung auch für die Gäste
Die langen Etappen, die das Flaggschiff von Hapag-Lloyd Cruises im Zug seiner Weltreisen fährt, waren auch ausschlaggebend dafür, die Erneuerung des Ocean Spa zu einem Hauptpunkt des Werftaufenthalts zu machen, wie uns Gabi Haupt erklärt. Das Spa wurde um vier neue Behandlungskabinen vergrößert, Thalasso-Behandlungen und eine Radiofrequenztherapie von „Bewei“ wurden neu ins Menü genommen, der ganze Bereich wurde optisch neu gestaltet und aufgewertet. Die Gäste haben damit noch mehr Möglichkeiten, der Gesundheit, der Psyche und dem Aussehen Gutes zu tun, wofür auch abgestimmte Behandlungspakete verschnürt wurden. Ein Selbstversuch am Tag 4 meiner Reise überzeugt mich davon, dass die neu angeschaffte Thalasso-Badewanne mit ihren Massagedüsen in Kombination mit natürlichen Algen tatsächlich rosige Haut und pures Wohlbefinden erzeugt.
Apropos Selbstversuch
Die Schiffsbesichtigung am Tag 1 ist mir natürlich viel zu oberflächlich: Hübsch sind etwa die neuen Möbel und das frische Farbschema der Café-Lounge Belvedere, doch muss man auch Probe sitzen, um davon berichten zu können. Bei Kaffee und Kuchen so geschehen am Tag 2 und ja, sie sind hübsch und bequem. Dass das Restaurant „Dieter Müller“ – eines der vier Restaurants an Bord – neben hervorragenden Abendmenüs auch ein köstliches Spätaufsteherfrühstück serviert, wusste ich bereits, kann nun aber bestätigen, dass dieses auch im neu dekorierten Raum mit Blick auf ein großflächiges Triptychon von Jochen Hein hervorragend schmeckt (Tag 3 und 4). Noch einladender sieht die „Havanna Bar“ mit ihren neuen dunkelbraunen Lederfauteuils aus, die den ausführlichen Sitztest ebenfalls mit fliegenden Fahnen bestehen (Tag 3, 4 und 5).
Musik, Mittelalter & Meeresfrüchte
Die Reise entlang der französischen Küste steht im Zeichen der Musik. Konzerte werden an Bord und an Land gegeben, dazu einführende Vorträge gehalten, ganz nach Art der MS Europa: lebendig, informativ und Appetit anregend. Vor Rouen liegen wir über Nacht (auch so ein Trick, den die MS Europa drauf hat – lass den Gästen Zeit), was mir die Chance gibt, nicht nur die gotische Kathedrale zu bewundern, sondern auch die schmalen Gässchen und charmanten Cafés zu würdigen. In St. Malo lasse ich mich von mittelalterlichen Mauern beeindrucken, ebenso in Concarneau (wir ankern vor Brest), wohin uns ein Busausflug durch die mystisch-nebeligen Hügel der Bretagne führt. Ausreichend Zeit bleibt mir immer noch, um an Bord der MS Europa in der neu gestalteten Bibliothek ein wenig zu schmökern und im neu geschaffenen Atelier (der früheren Galerie) einem Vortrag zuzuhören. Und glückliche Stunden damit zu verbringen, mir Austern vom Büfett zu holen, mir bei der Besichtigung der Provianträume Kaviar aufs Tellerchen häufen und Champagner nachschenken zu lassen und mich jeden Abend aufs Neue erlesenen Menüs zu widmen.
Die frisch herausgeputzte Europa...
...war von 13. bis 19. Oktober 2017 auf ihrem Weg von Hamburg nach Nantes auf Einladung von Hapag-Lloyd Cruises das schwimmende Zuhause von Redakteurin Maria Hohenau.