Thailand: Buddha ist nicht käuflich
„Unser Ziel ist das Klong Kha Raft House, das wir nach ungefähr einer Stunde Fahrt im Longboat erreichen“, knurrt unser Guide Rollo. Der knorrige Deutsche mit einer bunten Vita wie aus einer TV-Soap begleitet uns zum „Cheow Lan Dam Lake“. Als der Staudamm in den 1980er Jahren gebaut wurde, mussten zahlreiche Dörfer umgesiedelt werden. Die Bewohner haben heute das Exklusivrecht auf den Betrieb von Bootsverkehr und Floß-Häusern, die einfache Unterkunft und Verpflegung bieten.
Gut zwei Stunden dauert die Fahrt von Khao Lak in den Khao Sok National Park. Inzwischen taut Rollo mit unserer wachsenden Begeisterung langsam auf. Am Wegrand zeigt er uns Elefanten, die im Feld über Nacht „geparkt“ werden und erklärt uns die „Geisterhäuser“: Auf jedem Grundstück, so der Volksglaube, wohnt ein Geist, der bei der Errichtung eines Gebäudes weggelockt werden muss. So wird ihm ein kleines Häuschen aufgestellt, meist aufwändig verziert, mit Leiter davor und reichlich Opfergaben. Ein Priester muss ihn nun davon überzeugen, in die Übersiedlung einzuwilligen. „Nie“, so sagt Rollo, „würde ein Thai ein Haus beziehen, das kein Geisterhaus davor hat.“
Die Gulins warten
Mit ohrenbetäubendem Geknatter donnern wir im Longboat über den See. Der Bug ist geschmückt mit Blumengirlanden und bunten Bändern, auf dass das Glück sich nicht abwende. Abgestorbene Bäume ragen wie Knochenhände aus dem Wasser. Ein schaurig-schönes Bild, vor den wuchtigen Felsen aus Muschelkalk mit bizarren Formen, teilweise be grünt, im Hintergrund üppig weiße Wattewolken, alles gespiegelt im türkisgrünen Cheow Lan. Die bekanntesten dieser Steinformationen sind die „drei Gulins“, die als Wahrzeichen des Nationalparks gelten und stark an den berühmten „James Bond-Felsen“ bei Phuket erinnern.
Ausgestattet mit mäßig schicken Gamaschen gegen Blutegel starten wir unsere kurze Dschungelwanderung durch einen der ältesten Regenwälder der Welt. Jetzt ist Rollo voll in seinem Element. Mammutbäume, Ameisennester und sogar eine etwa faustdicke Höhle einer Vogelspinne zeigt er uns mit ebenso viel Begeisterung wie Fachwissen.
Schweißgebadet kehren wir zum Boot zurück und machen noch einen kurzen Abstecher in die Prakai Petch Tropfstein-Höhle, in der tausende Fledermäuse zwischen Stalaktiten und Stalagmiten nisten.
Elefanten-Schrubben
5.000 Elefanten leben heute noch in Thailand, davon nur knapp 2.000 in freier Natur. Jahrzehntelang wurden Dickhäuter dazu missbraucht, Touristen durch die Landschaft zu tragen. Eine wesentlich artgerechtere Annäherung an diese majestätischen Tiere bietet sich im Elephant Seaside Retreat nahe Khao Lak. Vier imposante Damen mit einem Durchschnittsgewicht von 2.800 Kilo nehmen hier aus den Händen der Besucher mit Begeisterung bergeweise Bananen entgegen. Rührend, wie zart der Rüssel sich um die gelbe Frucht schließt. Und schwupp, ab ins spitze Maul.
Doch es geht noch besser. Die Mahuts, die Elefantenführer, die meistens mit den Tieren aufgewachsen sind, geleiten ihre Ladies zum Fluss. Majestätisch stapfen sie ins Wasser. Jetzt sind die Besucher aufgefordert, sich dazu zu gesellen. Schwimmen mit Elefanten! Nicht nur. Kräftige Bürsten werden ausgeteilt. Es erfordert schon ein bisschen Mut. Aber wer kann schon von sich erzählen, dass er oder sie mit Elefanten gebadet und sie geschrubbt hat?
Stadt der Engel
Fast schon Pflicht ist ein Zwischenstopp in Bangkok. Die „Stadt der Engel“, so die vereinfachte Übersetzung, wird transkribiert mit 169 lateinischen Buchstaben geschrieben. Doch nicht Engel, sondern Buddhas sind allgegenwärtig. In Tempeln, in Gebetsnischen und als Amulette. Letztere können nicht gekauft werden, da Buddha nicht käuflich ist. „Wir mieten ihn auf Lebenszeit“, lacht unser Guide Kannika, die an der Uni Bangkok perfekt Deutsch gelernt hat.
Unsere KlangTour, vorbei an schwimmenden Märkten in den Kanälen mitten in der Stadt, endet beim prächtigen Wat Arun Tempel, der in seiner Form an eine weiße Stupa erinnert. Über und über bedeckt mit kleinen Porzellanstückchen, schimmert die imposante Anlage in bunten Facetten. Der Dekoration liegt eine pragmatische Überlegung zugrunde: Zur Zeit der Errichtung waren die Handelsbeziehungen mit China sehr eng. Da viel des filigranen Porzellans den Transport nicht heil überstand, wurden die Scherben kurzerhand wiederverwertet. Recycling ist also doch keine Erfindung der Neuzeit. Die Stufen auf den Tempel, der den Weltberg symbolisiert, werden immer höher und schmäler, je weiter man hinaufsteigt. Dadurch bleibt der Kopf gesenkt und beugt sich bei jedem Schritt, was als Zeichen des tiefen Respekts gilt. Welch wunderbarer Kontrast zum hektischen Leben der Millionen-Metropole!
Die Autorin
Elo Resch-Pilcik war mit TUI und Club Robinson in Thailand unterwegs. Die vielen unterschiedlichen Dartstellungsweisen Buddhas haben es ihr ebenso angetan wie die authentisch scharfe thailändische Küche, die höflichen Umgangsformen der Thais sowie die traumhaften Strände.