Tartu 2024: Europäische Kulturhauptstadt

"Kissing Tartu“ nennt sich ein noch nie dagewesenes Massenkuss-Event im Rahmen der Kulturhauptstadt, das gerade in Zeiten des Krieges Mitgefühl, Liebe und Respekt gegenüber anderen und sich selbst fördern soll. Das und noch vieles mehr erwartet Besucher in Südestland dieses Jahr. Ein buntes Programm mit vielen originellen Aktionen soll den Charme der ehemaligen livländischen Hansestadt 180 Kilometer südlich von Tallinn einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Neben zahlreichen Literatur- und Musikveranstaltungen wird sich auch die bunte Straßenkunst-Szene von Tartu einbringen. Zudem kann die Vielfalt der Region mit ihren einzigartigen Naturreservaten ebenso erkundet werden.

LITERARISCHE WANDERUNGEN UND ARCHITEKTONISCHE SPAZIERGÄNGE

Tartu gilt schon länger als kulturelles Zentrum des nördlichsten der drei baltischen Staaten. Seine Tradition als Universitätsstadt macht es seit jeher zum geistigen Brennpunkt Estlands. Seit 2015 ist es als Internationale Literaturstadt Teil des UNESCO-Netzwerkes der weltweiten Kreativstädte. Die hohe Schaffenskraft wird durch seine junge dynamische Kunst- und Kulturszene allerorts sichtbar. Von den rund 100.000 Einwohnern ist jede/r Fünfte ein/e Student/in an der bereits 1632 von König Gustav Adolf II. gegründeten Universität. Die junge Bevölkerung belebt die Stadt und schätzt die zahlreichen guten Bars, Cafés und Restaurants. Seit kurzem gibt es auch einen Kreativcampus im Stadtzentrum – ähnlich Telliskivi in Tallinn. Mit seiner angenehmen Größe lässt sich Tartu gut zu Fuß erkunden oder in gemächlicher Geschwindigkeit per Leih-Fahrrad. Abwechslungsreiche Stadtführungen zu unterschiedlichen Themen sind empfehlenswert, beispielsweise die literarische Wanderung oder der architektonische Spaziergang.

DAS SCHIEFE HAUS VON TARTU

Tartu liegt am Fluss Emajõgi, dessen Ufer von den Einheimischen im Sommer gerne als Naherholungsgebiet genutzt werden. Hier kann man flanieren, essen, trinken und in der Sonne sitzen. Toomemägi, den Park auf dem Domberg, hat Zar Paul I. einst der Universität gestiftet. In dem weitläufigen Gelände lässt sich gut flanieren und unterwegs gibt es einiges zu entdecken, wie die alte Kathedrale, die Engels- und die Teufelsbrücke. Auch für eine morgendliche Joggingrunde ist das auf einem Hügel gelegene Areal bestens geeignet.

Einplanen sollte man in Tartu auf jeden Fall auch einen Besuch im estnischen Nationalmuseum. Das allein schon architektonisch herausragende Gebäude auf dem ehemaligen Flugfeld der strategischen Bomber der UdSSR beherbergt die weltweit bedeutendste Sammlung zur estnischen Volkskultur und den finno-ugrischen Urvölkern. Auch Tartmus, das sympathische Kunstmuseum im „schiefen Haus“ am Rathausplatz sollte man gesehen haben. Es zeigt Arbeiten klassischer estnischer Künstler ebenso wie neue, bisweilen provozierende, zeitgenössische Kunst.

Spannend und auch für Kinder interessant ist das Wissenschaftszentrum AHHAA. Hier erleben Besucher eine gelungene Kombination aus Wissensvermittlung, Spannung und der Erprobung nützlicher Fähigkeiten. Die meisten Ausstellungen sind als praktische Selbsterfahrungswelten konzipiert. Im selbstständigen Ausprobieren erschließen sich – im Planetarium, im Wissenschaftstheater, im Schullabor oder an den zahlreichen technischen Geräten – die Geheimnisse des Universums und der Wissenschaft höchst unterhaltsam.

KULTURHAUPTSTADT-PROGRAMM MIT VIER BEREICHEN

Tartu und der Süden Estlands haben für ihr Jahr als Kulturhauptstadt hunderte Veranstaltungen vorbereitet, die in vier Bereiche unterteilt sind:

Tartu mit der Erde erklärt und lehrt die Menschen, wie sie nicht nur durch das Schaffen und Erleben von Kunstwerken, sondern auch im täglichen Leben in der Stadt, beim Anlegen und Pflegen von Häusern und Gärten sowie bei der Wahl von Lebensmitteln und Kleidung naturfreundlicher werden können.

Tartu mit der Menschheit zielt darauf ab, durch generationenübergreifendes Lernen und gemeinsames Schaffen Vertrauen und Sicherheit in menschliche Nähe und intime Kontakte wiederherzustellen.

Tartu mit Europa sucht nach Wegen, die europäische Dimension von Tartu 2024 in das Bewusstsein aller Menschen in Tartu und Südestland zu rücken und Europa bewusst zu machen, dass auch Estland mit seinen lokalen Sprachen und Bräuchen Teil der europäischen Vielfalt sind.

Tartu mit dem Universum zeigt, wie futuristische Bilder in der Kunst in die Forschung und Entwicklung eingeflossen und so zur alltäglichen Realität geworden sind oder werden. Die Kunst zeigt aber auch die Gefahren des schnellen Wandels des menschlichen Bewusstseins und die Schwierigkeit, menschlich zu bleiben.

HIGHLIGHTS

Kultur

• 19. bis 20. April: reivkom x black box x tartu 2024: Die lokalen Künstlerkollektive Reivkom und Black Box beleben das Wochenende mit zeitgenössischer Rave-Kultur. 
• Mitte Mai: Eine Woche nach dem Eurovision Song Contest werden die bekanntesten Lieder des ESC gespielt und bei „Kissing Tartu“ eine Botschaft der Liebe während eines gigantischen öffentlichen Küssens verbreitet
• 6. Juli: Das Tartu 2024 Sommerfest markiert die Halbzeit des Jahres und ist die größte Veranstaltung des Sommers • 12. Juli: Säkna Scheunenfest XXVI: Dieses authentische Dorffest findet seit 26 Jahren inmitten der Wälder von Mooste im Dorf Säkna statt. 
• 12. bis 18. August: Tartu Pride: Es gibt viel zu feiern, denn 2024 ist das erste Jahr, in dem die gleichgeschlechtliche Ehe in Estland legal ist.

Natur

Für Natur- und Outdoor-Aktivitäten ist Südestland genau der richtige Ort. Bei geführten Wanderungen, Kanufahrten und Radtouren gibt es viel zu erleben. Spannend sind auch so genannte „Zweisamkeitswanderungen für Paare“, bei denen die Bindung zwischen Partnern neu entdeckt werden kann. 
• 4. bis 5. Mai: Koidukoor – Chor der Morgenröte: Mehrtägige Veranstaltung mit Lauschwanderungen, einem Klangcamp und einer weltweiten Live-Übertragung der Klänge der estnischen Landschaft im Morgengrauen 
• 22. Mai: Vollmond Kanu Trip: Aufregende und romantische Kanufahrt im Fackelschein in der Vollmondnacht 
• 5. bis 15. Juni: Beim „Arts of Survival Creative Nature Festival“ kann die Vielfalt des Lebens um uns herum entdeckt und von der Natur inspirierte Kunstwerke bestaunt werden. 
• 29. Juni: Japanische Waldbad-Erfahrungen: Bewegung unter Anleitung und Einsatz aller fünf Sinne 
• 31. August: „Die verborgenen Schätze des Sees Ähijarv“ lehren Besucher im wunderschönen Karula-Nationalpark, wie ein Einheimischer zu fischen, köstliche Mahlzeiten zuzubereiten und vieles mehr

Südestland

• 25. bis 26. Mai: Bei den „Räpina Good Home Days“ lässt die Gemeinde Räpina die Bautraditionen ihrer Vorfahren wieder aufleben und teilt das Wissen der Gartenbauschule mit einheimischen und internationalen Gästen 
• 31. Mai bis 2. Juni: Das Festival Kaera-Jaan für Landkunst und Volkskultur findet in den Vooremäe-Hügeln von Kastre statt. Die Besucher können in einer familienfreundlichen, natürlichen Umgebung einen Pfad aus magischen Skulpturen besichtigen, außerdem gibt es einen Volksmarkt, eine Ausstellung und Überraschungskünstler 
• 16. Juni: Beim Folk Music-Konzert im Kodavere Heritage Centre in Pala zeigen herausragende estnische Volksmusiker ihr einzigartiges Talent 
• 20. Juli: „Törva Loits“ heißt das Spektakel aus Feuer und Wasser, kombiniert mit Licht- und Videoeffekten, bei dem die Besucher die Geschichte des estnischen Volkes erleben. Anhand von Zaubersprüchen und Legenden wird über wichtige gesellschaftliche Themen, die Mulgi-Kultur und die estnische Identität im europäischen Kontext reflektiert. 
• 24. bis 25. August: Zur Feier des 240. Geburtstags von Võru verbindet das „Night Folk Dance Festival“ Folklore, Theater, Licht und Natur

ABSTECHER NACH TALLINN

Generell empfiehlt es sich, einen Besuch der Europäischen Kulturhauptstadt 2024 mit Tallinn zu kombinieren. Mangels eigenen internationalen Flughafens in Tartu ist die Anreise über die Hauptstadt ohnehin der übliche Weg. Da kann man gerne auch ein paar Tage an der Ostsee dazu einplanen.

Es lohnt sich, denn Tallinn mit seinen rund 440.000 Einwohnern gehört mit seiner einzigarten Altstadt bereits seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Ursprünge Tallinns reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück, als die missionierenden Ritter des Deutschen Ordens hier eine Burg errichteten. Bald danach entwickelte sich Tallinn zu einem der wichtigsten Zentren der Hanse. Anders als in anderen Hauptstädten Europas ist es Tallinn gelungen, seine mittelalterliche Struktur und die hanseatischen Anfänge vollständig zu erhalten.

Die estnische Hauptstadt präsentiert sich heute mit der von einer Stadtmauer umschlossenen, kopfsteingepflasterten Altstadt mit zahlreichen Cafés und Geschäften sowie dem Verteidigungsturm Kiek in de Kök aus dem 15. Jahrhundert als die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt Nordeuropas voll mit gotischen Turmspitzen, kurvigen Kopfsteinstraßen und einer bezaubernden Architektur.

Weitere Informationen

Tartu 2024: tartu2024.ee
Visit Estonia: www.visitestonia.com

Flugverbindungen: z. B. mit Air Baltic nach Tallinn
Die Reise nach Tartu und Tallinn erfolgte auf Einladung von VisitEstonia.