Rendez-vous mit dem Rochen
Am ersten Morgen weckt mich ein Vogelkonzert – wie extra bestellt, um mich willkommen zu heißen. Gestärkt von einem herzhaften Frühstück mit Meerblick trete ich den sportlichen Auftakt meiner Reise an: Antigua möchte uns als Austragungsort der jährlichen internationalen Regatta „Antigua Sailing Week“ seine maritimen Seiten bei einer Schnuppertour auf einem Schulschiff präsentieren. Und es gefällt mir, was ich schnuppere.
Zwanglos geht es zu, wer mag, kann beim Segelsetzen helfen, wer es lieber gemütlich hat (ich z. B.), lässt sich über die Wellen schaukeln und schaut bloß zu. Insofern nein – nicht sportlich geht es los, sondern sehr entspannt. Frischeste Luft, das Spiel der Farben, des Winds und der Wellen entwickelt seine Wirkung. Ein Strand will erkundet werden, der Anker wird geworfen. Wenn mein wiederholtes Bücken nach Muscheln als Sport durchgeht – nun, dann war auch mein Auftakt ein sportlicher.
40 Kilo Fisch
Habe ich nicht verzehrt, sondern in den Arm genommen. Das kam so: Wieder von meinen gefiederten Freunden geweckt, finde ich mich anderntags in der „Stingray City“ ein, wo Besucher mit Stachelrochen schnorcheln können. Nur Mut, Martina! Klettere ins Boot, fahr hinaus zur Sandbank, steig ins Wasser, es ist nur brusthoch. Im Nu werde ich umzingelt von schwebenden, fächelnden Wesen, ganz schön mulmig kann einem werden. Aber die Guides zeigen uns, wie man die Tiere aus dem Wasser hebt, und so schnappe auch ich mir ein Exemplar. Glitschig, schwerer als erwartet – gut 40kg, würde ich schätzen. Stoisch hält es still, um für ein Gemeinschaftsfoto zu posieren.
Beschwingt von meinem Erlebnis schlendere ich anschließend durch die Gartenanlage der „Stingray City“, um auch Papageien und Leguanen ein freundliches Hallo zuzuwinken, was sie mir liebenswürdig nickend danken.
Natur, Kultur und wieder retour
Drei Stunden dauert unsere Wanderung auf den Monk‘s Hill im Süden Antiguas, dessen Aussichtspunkt die Mühen des Aufstiegs reichlich lohnt: Wow. Die Karibik liegt mir zu Füßen. Tiefes Grün ringsum, in allen Nuancen von Blau schimmernd die See, getupft mit weißen Segeln. Eine Dosis Geschichte tanken wir in „Nelsons Dockyard National Park“, einem Freilichtmuseum mit historischen Gebäuden, und in „Betty‘s Hope“, einer ehemaligen Zuckerrohrplantage mit Museum. Ins städtische Leben tauchen wir in der Hauptstadt St. John‘s ein, wo wir über den bunten Markt und durch Einkaufsstraßen bummeln, die von farbenfrohen Häuschen gerahmt werden.
Gleich darauf dominiert wieder die Natur: „Devil’s Bridge“ heißt das Spektakel, das sich uns um die nächste Ecke darbietet: Gewaltsam schlägt Brandung gegen die Felsen, um mit voller Kraft meterhoch aufzuspritzen – tolle Fotos garantiert.
Feuriger Abschied
Abendstimmung, Wehmut, Abschied. Aber „Shirley Heights“, eine Anhöhe im Süden der Insel, wo jeden Sonntag eine Sonnenuntergangsparty stattfindet, ist ein magischer Platz – wer so was Schönes gesehen hat, wird wiederkommen. Ein atemberaubender Ausblick öffnet sich über die Bucht von English Harbour, Life-Bands sorgen für schwungvolle Untermalung, nahrhafte Kost und Rumpunsch werden kredenzt, bis spät in die Nacht wird getanzt und gefeiert.
Apropos Rumpunsch: Fruchtsäfte werden auf Antigua gern aus der „Black Pineapple“ gewonnen, der süßesten und aromatischsten Variante dieser Art, die ich je gekostet habe. Ein Tröpfchen Rum dazu, und auch der Abschiedsschmerz verschwindet – wie die Sonne – hinterm Horizont.
Gleich nebenan: Barbuda
Per Katamaran geht es zur Nachbarinsel Barbuda, inklusive karibischer Klänge und gut gelaunter Crew, die uns mit köstlichen Drinks verwöhnt. Auch Barbuda zeigt sich von seiner schönsten Seite. Selten habe ich so weichen, weißen Sand unter meinen Füßen gespürt oder auf so leuchtend türkisblaues Meer hinausgesehen. Absolute Ruhe, reine Natur. Das sehen auch die Vögel so: Im Nationalpark der Insel nisten Fregattvögel inmitten tiefgrüner Mangroven, die sich zum perfekten Fotomotiv gruppieren. Ein Kampf bricht aus, als balzende Männchen mit aufgeblasenem roten Kehlsack landen, vorbei die Ruhe, Geflatter und lautes Gekreische ringsum. Und das einmalige Schauspiel, Hunderte von Vögeln über meinem Kopf kreisen zu sehen.
Adieu im Konjunktiv
Hätte ich mehr Zeit, könnte ich noch eine Bootstour zur Vulkaninsel Montserrat unternehmen. Oder noch mehr Fotos vom Strand schießen, die alle meine Freunde zu Hause vor Neid erblassen ließen. Oder mir einen weiteren Ananasdrink bestellen - so süß war schließlich noch keiner. Aber so reizend, so gastfreundlich die Inselbewohner bisher waren, nun bestehen sie (in Gestalt des Hotelpersonals) darauf, die Koffer in den Wagen zu wuchten und uns zum Flughafen zu transportieren. Journalisten ist eine Sorgfaltspflicht auferlegt, die ich freudig auf mich nehme. Gern werde ich zurückkehren, um die übrigen Strände Antiguas durchzuzählen.
Kompakt
Lage: unabhängiger Inselstaat innerhalb des Commonwealth, zu dem auch die unbewohnte Insel Redonda gehört, gelegen zwischen dem Nordatlantik und der Karibik südöstlich von Puerto Rico und nördlich von Guadeloupe
Flughafen: internationaler Flughafen VC Bird International (ANU) auf der Hauptinsel Antigua
Anreise: ab Europa z. B. mit British Airways oder Virgin Atlantic ab London, im Winter auch mit Condor ab Frankfurt
Sprache: Englisch
Antigua: Fläche 281km², Hauptstadt St. John‘s (ca. 25.150 Einwohner), Flug- und Fährverbindungen nach Barbuda
Barbuda: Fläche 161km², Hauptort Codrington (ca. 1.300 Einwohner)
Weitere Informationen zu Antigua und Baradua finden Sie auch in unseren Länder-Informationen.
Sport: Segeln (jährliche „Antigua Sailing Week“), Wind- und Kitesurfen, Tauchen, Wandern, Radfahren, Golf
Kultur: Erbe der kolonialen Vergangenheit, bunte Karnevals (Antigua Juli / August; Barbuda Ende Juni), lebendige Musikszene (Calypso, Steel Bands)
Die Reise: Martina Ehn war vom Fremdenverkehrsamt von Antigua und Barbuda zum Lokalaugenschein eingeladen.