Botswana: Mit der Kraft der Sonne und der Frauen
Believe it... it’s Electric!“ steht auf den offenen Landcruisern, die vor der Chobe Game Lodge geparkt sind. In der Fahrzeugflotte der luxuriösen Lodge – die übrigens die einzige fixe Lodge im Chobe Nationalpark ist – finden sich derzeit vier elektrisch betriebene Safariautos und drei Elektroboote, wovon eines mit Solarenergie läuft. So gut das für die Umwelt ist, am meisten profitieren davon die Gäste, denn sich so ganz lautlos auf vier Rädern oder am Wasser an die Wildtiere im Chobe Nationalpark heranzuschleichen, hat einen ganz eigenen Reiz.
Kein Startgeräusch erschreckt die Impala-Herde, die es sich mit ihren nur ein paar Tage alten Jungen in der Morgensonne auf der Sandpiste bequem gemacht hat. Das Klicken von Kameras und ab und zu ein aufgeregtes Flüstern sind das Einzige, was man von den Passagieren hört. Auch die Büffelherde an der nahen Wasserstelle nimmt vollkommen ungestört ihr Schlammbad, als der Landcruiser in perfekter Fotoposition anhält. Den Nilpferden im Chobe Fluss nähern sich die Gäste mit dem SafariBoot ebenso lautlos, obwohl es schon sein kann, dass ab und zu die Eiswürfel im Cocktail klirren, mit dem der Sonnenuntergang auf dem Wasser zelebriert wird.
SAUBERE SAFARIS
„Wir in der Chobe Game Lodge wollten die erste Flotte von Elektrofahrzeugen in Afrika haben und auf diese Weise ein Vorbild für saubere Safaris am ganzen Kontinent sein“, erklärt Lodge-Manager James Wilson. Bis Ende 2017 sollen alle elf Safariautos und fünf Boote auf Elektrobetrieb umgestellt werden, sodass dann dank Solarpanelen und Wasserenergie aus der Region alle Safaris vollkommen CO2 -frei gestaltet werden können. Noch energiesparender lassen sich die vierbeinigen und geflügelten Bewohner des Chobe nur mehr von dem 250 Meter langen Holzsteg über dem Flussufer beobachten, der speziell am frühen Morgen und späteren Nachmittag eine geruhsame und doch spannende Alternative zu motorisierten Beobachtungsfahrten bietet.
Der beste Aussichtspunkt ist schnell gefunden. Von hier lässt sich die ständig wechselnde Wildtier-Parade über den Chobe Fluss, die Inseln, die Niederungen und sogar das gegenüberliegende Namibia praktisch von der Privatloge aus bewundern. Grasende Nilpferdfamilien sind da ebenso zu sehen wie Herden von Elefanten, die mittels eingebautem „Schnorchel“ über lange Strecken tauchen oder riesige Krokodile, die regungslos das Ufer bewachen.
Ladies führen und fahren besser
Tshidie ist 32 Jahre alt, stammt aus dem Osten des Landes und heißt mit vollem Namen Matshidiso Nkwazi. Wie alle anderen Guides hat sie einen Spitznamen, den sich auch weniger sprachgewandte Gäste leicht merken können. Seit 2009 hat sie ihre Lizenz als Fahrerin und Safari-Guide. Vor vier Jahren wurde Tshidie in das Team der Chobe Game Lodge aufgenommen, das sich seit 2005 von einer fast nur aus männlichen Driver-Guides bestehenden Crew zu einem reinen FrauenTeam gemausert hat. Rasch hat sich herauskristallisiert, dass die weiblichen Guides nicht nur wesentlich sensibler auf die Gäste eingehen, sondern auch viel umsichtiger fahren und sich auf ihr Fahrzeug einstellen, sodass die Reparaturkosten und der Treibstoffverbrauch der damals noch konventionellen Safarifahrzeuge erheblich sanken. Dass die Engel außerdem auch noch bessere Fahrer sein sollen als ihre männlichen Vorgänger, hören speziell die weiblichen Gäste gerne.
Emanzipation im Busch
Weibliche Guides in dieser Männer-Domäne zu finden, war eine große Herausforderung: 2005 konnte man sie in Botswana an zwei Händen abzählen. Die Chobe Game Lodge stellte die Besten von ihnen an, der Rest wurde über das Botswana Wildlife Training Institute rekrutiert, das seine Schülerinnen fortan zum Praktikum in die Chobe Game Lodge entsandte. Diese Strategie führte zum Erfolg: Nach der graduellen Versetzung der männlichen Guides in andere Lodges von Desert & Delta Safari ist heute ein starkes Team von 14 Chobe Angels für die Safari-Aktivitäten zuständig. Die meisten der Lady-Guides wurden in der Lodge ausgebildet. Alle Guides arbeiten stets in Abstimmung mit dem Umweltexperten der Lodge und nehmen zweimal jährlich an einem Auffrischungskurs teil, um sich auf dem Laufenden zu halten. Das Rollenbild, das durch diese Initiative geschaffen wurde, wirkt: Die Anzahl der weiblichen Guides hat sich in Botswana während der letzten zehn Jahre immerhin verdreifacht.
Den Stolz auf ihre Unabhängigkeit und das Selbstvertrauen, die der Job den Frauen bringen, sieht man auch Tshidie an. Schließlich hat sie es zu der gleichen beruflichen Qualifikation gebracht wie ihr Mann, der im Okavango Delta als Guide arbeitet. Nach ihrem Führungsstil gefragt, lächelt Tshidie: „Ich bin sehr streng mit meinen Gästen.“ Die Sicherheit ihrer Schützlinge steht stets im Vordergrund: „Jeder, der mit mir im Auto oder im Boot auf Safari geht, wird vorher ausführlich gebrieft.“ Als ihr Vorbild im Tierreich nennt sie den Honigdachs: „Der ist zwar klein, aber zäh und absolut furchtlos!“
ÖKO! LOGISCH!
„Dumela“ grüßt Albert, einer der ältesten Mitarbeiter der Chobe Game Lodge in der Landessprache Setswana. Als ÖkoBeauftragter des mit dem Botswana Ecotourism Zertifikat ausgezeichnetem Betriebes führt er ein strenges RecyclingRegime und kennt sich auch bestens mit der modernen Biogas- und der großen Wasseraufbereitungsanlage aus, die er den Gästen auf der Öko-Tour hinter den Kulissen zeigt. Zum Stolzsein hat er jeden Grund: Bei den Responsible Tourism Awards Africa – einer Auszeichnung für besonders nachhaltig und sozial verantwortlich agierende Unternehmen – errang die Lodge den ersten Preis für nachhaltiges Ressourcenmanagement. Heuer gab es Silber für die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze, wie z.B. jene für Frauen, denen in der Lodge auf der Karriereleiter nichts im Wege steht. Mit der Themenführerschaft im ökologisch und sozial verträglichen Tourismus ist die Chobe Game Lodge das Vorzeigeprojekt Botswanas, das bereits jetzt zu den begehrtesten Ökotourismus-Zielen der Welt zählt.
Informationen
Ausführliche Informationen auf Deutsch über die Chobe Game Lodge und ihre nachhaltigen Projekte fnden Sie auf www.chobegamelodge.co.bw
Alle Fotos: Susanna Hagen