Südnorwegen: Bunter, als man denkt

Und so bringt er uns in Bergen, dem Ausgangspunkt unserer Reise, sogleich auf den Markt, wo Fische, Krabben, Walfleisch (der Verkauf ist hier legal), Stockfisch & Co. zu erstehen sind. Kostproben werden herumgereicht, an Chips erinnert mich der knusprige Stockfisch, der, so unser Guide, bei Asiaten Begeisterung auslöst – interessant das Aroma. Aber ja, wir beißen an. Auch Rentierwurst gibt es im Sortiment (esse ich nicht, Rentiere sind für mich Streicheltiere), und auch diese findet ihre Fans.

Die Fjorde und das Meer

Gleich um die Ecke vom Markt startet die Standseilbahn zum Aussichtspunkt Floyen (Souvenirshop, Café, Jogger, Familien), einem der sieben Berge, die Bergen (daher der Name?) umkränzen. Wir haben Glück mit dem Wetter, kein Nebel, taufrisch der Blick auf die Stadt, die Fjorde und das Meer. Grün und blau, wie man es sich vorstellt.

Tor zur Fjordküste

In Bergen starten die Hurtigruten-Schiffe, die seit dem späten 19. Jh. die entlegenen, auf dem Landweg so gut wie unerreichbaren Häfen der Fjordküste Norwegens verbinden, zu ihren Routen in den Norden. Als Postschiffe ins Leben gerufen, sind sie heute mit immer moderneren Versionen von Schiffen vorrangig touristisch im Einsatz.

Das hanseatische Zentrum Bergens, den Stadtteil Bryggen, haben oft Brände heimgesucht und zu Asche reduziert, doch immer wieder wurden die Häuser neu aufgebaut, heute bestückt mit Lokalen, Kunsthandwerk- und Souvenirshops. In Rot, Gelb und Grün sind die Häuser getüncht, und wo wir hinkommen, ist es dasselbe, als hätten die Norweger kollektiv beschlossen, die Farben der Natur mit eigenen Akzenten zu ergänzen. Freundlich sieht das aus, einladend und lebensbejahend.

Obstanbau im Norden

Wir schippern nicht, wir fahren auf dem Landweg zum Sognefjord, dem längsten (204km) und tiefsten (1.308m) Fjord Europas, der sich in weitere Seitenarme verzweigt und einfach nicht aufhören will, uns mit hoch aufragenden Bergen und tief eingeschnittenen Buchten zu beeindrucken. Aurslandsfjord, Naeroyfjord (UNESCOWeltnaturerbe) – manchmal lacht die Sonne, gleich darauf bezieht sich wieder der Himmel. Was Südnorwegen gut kann, ist Aprilwetter. Da die Mündung des Sognefjords von einer Felsenschwelle geschützt wird und diese nur warmes Wasser vom Golfstrom eindringen lässt, wird am Ufer des Sognefjord ausgiebiger Obstanbau betrieben, wer hätte das gedacht, so weit im Norden?

Skipisten um die Ecke

Nun die Schiffsfahrt über den Aurlandsfjord nach Flam (ein entzückender Moment, als mir mitreisende Asiatinnen Brotkrümel reichen, damit auch ich die Möwen füttern kann), kurzer Stopp davor: In Undredal am Aurlandsfjord liegt die kleinste Stabkirche der Welt (40 Sitze, ca. 1150 gebaut), eines von vielen Exemplaren dieser Kirchenbauart, die der Region einen besonderen Reiz verleiht.

Viele dieser Kirchen verteilen sich auch im bewaldeten Numedal, das sich hinter Geilo erstreckt, einem Ort, der auf halbem Weg von der Küste nach Oslo liegt und winters als Hotspot für Skilauf, Langlauf und Kite-Skiing aufwartet.

Kleiner Diskurs

Vieles wird uns unterwegs erläutert, so zum Beispiel, was es mit dem „Jedermannsrecht“ (norwegisch „Allemannsretten“) auf sich hat. Nun, das bedeutet (den Wortlaut hab ich von Wikipedia), dass jeder Mensch das Recht hat, die Natur zu genießen und ihre Früchte zu nutzen (Jagd oder Eiersammeln allerdings ausgenommen). Ist das nicht sympathisch? Mit dem Auto, dem Campingbus, auf Pferderücken, auf Wander- oder Radtouren und zu Fuß dürfen wir jeglichen Grund betreten und einmal nächtigen. Holz sammeln, Feuer machen, Äpfel pflücken – perfekt für Camper! Und wenn uns ein Troll auflauert (allerorts als Püppchen in Souvenirshops zu erstehen), keine Bange – sie stellen höchstens unachtsamen Wanderern ein Bein, um was zum Lachen zu haben.

Nun die Hauptstadt

Ein komplettes Wikingerschiff steht vor mir, echt, groß, mit elegant hochragendem Bug, vor über 1.000 Jahren auf wilden Wellen unterwegs. Ich bin im Wikingerschiff-Museum, betrachte antike Fundstücke und tauche erst wieder in den Straßen Oslos aus der Geschichte auf – modern die Stadt, lebendig der Hafen, eindrucksvoll der Blick vom Dach der Oper. Fesselnd das Rathaus mit seinen Wandgemälden. Tolle Gastronomie, sogar ein Jamie Oliver-Lokal.

Und dann der Vigeland-Skulpturenpark, von dem ich schon viel gehört habe, der aber alles übertrifft: Alles scheint zu tanzen, zu verschmelzen, in einem flüchtigen Schnappschuss eingefangen zu sein. Skulpturen von Männern, Frauen und Kindern aus Gusseisen, Stein und Bronze, unschuldig in ihrer Nacktheit. Dazu Wiesen, Spielplätze, eine 100m lange Brücke. Der Park ist 24 Stunden am Tag geöffnet und gratis zu besuchen. Danke, Oslo, was für ein Abschluss!

Allerlei Tipps

  • Empfehlung des Reiseleiters: „Auf die Toilette geht man, wenn man kann, und nicht, wenn man muss.“ Hat seine Logik bei langen Bus-Strecken. 
  • Bei jeglicher Schiffsüberfahrt stets die Kamera in Bereitschaft halten, um putzigste Papageientaucher und im Vorbeifahren bunte kleine Hafenstädtchen einzufangen.  
  • Bei Wasserfällen (davon gibt‘s viele, besonders schön etwa der Tvindefossen bei Voss), Abstand von der Gischtwolke halten, wenn man Fotos schießt. Sollte man doch hineingeraten, die Linse mit weichem, nicht fusselndem Stoff vor dem nächsten Highlight der Reise sauber wischen.

Weitere Informationen

Redakteurin Tina Milacek war auf Einladung von GTA-Sky-Ways im Sommer 2017 mit auf Reise nach Südnorwegen. Die Region stand auch im Sommer 2018 von Mai bis Juli mit der Tour „Faszination Südnorwegen, zauberhaftes Fjordland & malerische Atlantikstraße“ mit Linienflügen ab/bis Wien nach Oslo im Programm. Mehr Infos im Reisebüro und auf www.gta-sky-ways.at