In Love with Music City
Come in, Stranger
„Nashville is a drinking city with a MUSIC problem“, lese ich auf einem Plakat in der Hotellobby. Für uns kein Problem. Deshalb sind wir ja hier in Nashville: um Musik zu genießen - und natürlich auch das eine oder andere Glas Bier oder Whiskey. Kaum angekommen in der „Music City“, wie die Stadt in Tennessee genannt wird, weiß ich was gemeint ist.
Ich bin zum Glück bestens vorbereitet. Vor Kurzem habe ich mir die ersten zwei Staffeln der großartigen TV-Serie „Nashville“ zu Gemüte geführt. Country Music, Musikbusiness, Liebe, Politik, Intrigen und Dramen, die Serie hat alles zu bieten, was einen guten Fernsehstoff ausmacht. Die Drehorte sind Originalschauplätze, die vielen Songs in der Serie von höchster Qualität. Da MUSS ich hin!, hab ich mir noch gedacht. Nun, da bin ich! Auf ins Country Music Abenteuer!!
In My Life
Jeder Musiker will zumindest einmal im Leben in einem Studio in Nashville ein Album produzieren. Verständlich. Die Stadt am Cumberland River mit dem markanten AT&T Building („Batman Building“) vibriert, hat Energie. Songwriter aus der ganzen Welt lassen sich hier nieder und bilden und nutzen das kreative Netzwerk. Musikstudios, Museen und Konzert-Locations gibt es viele. Bereits am Nachmittag locken die vielen HonkyTonk Bars in Downtown. Aus jedem Lokal strömt Livemusik: Country, Pop, Rock, Jazz, Blues, Singer Songwriter.
Auch wenn Country und der „Nashville Sound“ Nummer 1 sind in Nashville, mittlerweile sind hier alle Genres zu Hause. Was genau in den Bars um Lower Broadway, Second Avenue und Printer’s Alley gespielt wird, ist uns im ersten Moment eigentlich egal. Üblicherweise zieht man von einem Lokal ins nächste, gustiert, hört zu, bestellt ein Bier oder auch nicht. So machen wir das auch. Und es dauert nicht lange, bis wir mitschunkeln, tanzen, singen und uns vom Sound der Stadt einlullen lassen. Auf den Straßen, in den Geschäften, in den Lokalen – überall brummt es, überall wird gefeiert.
You Dreamer You
Die Grand Ole Opry. Inzwischen – nicht zuletzt durch meine TV-Vorbildung – weiß ich, dass es der Traum jedes Country Musikers ist, in die „Grand Ole Opry“ aufgenommen zu werden bzw. dort auftreten zu dürfen. Es handelt sich dabei um das weltweit am längsten bestehende Radioprogramm der USA. Einst im Ryman Auditorium beheimatet, wird nun aus dem Opryland gesendet. Auch wir sind live dabei, um Künstler verschiedener Country-Richtungen zu bewundern. Die Konzerthalle ist bis zum letzten Platz gefüllt, die Stimmung mitreißend. Star des Abends ist die ebenso junge wie hübsche Carrie Underwood, einst Gewinnerin der Castingshow „American Idol“ und heute Superstar mit sieben Grammy Awards. Und natürlich Mitglied der Grand Ole Opry.
Jedoch, vor der Show bekommen wir eine Backstage-Führung: vorbei an den Künstlergarderoben, wo wir einen Blick in den ehemaligen Umkleideruam von June Carter Cash und Johnny Cash erhaschen. Für ein paar Minuten dürfen wir auch auf die Bühne und haben einen Blick auf die Show und das Publikum. Grandios!
Man in Black
Ring of Fire, Walk the Line, A Solitary Man - als Johnny Cash- Fan muss ich ihm einmal nahe sein, so nahe es halt geht. „The Johnny Cash Museum“ ist allein schon eine Reise wert. Musikinstrumente, Gitarren, Kostüme, Preise, Fotos, Plakate, Plattencover, sämtliche Räume dokumentieren und erinnern an den Country-Sänger, Songschreiber und Schauspieler. Ich könnte stundenlang bleiben, um alle Texte zu seinem Leben und seiner Karriere durchzulesen, Musikstücke aus den verschiedenen Epochen anzuhören. Es gibt Filmausschnitte, Details zu seinem Leben mit seiner geliebten June, interaktive Spielereien, um seiner Musik noch näher zu kommen… Am Ende nehme ich zumindest ein T-Shirt mit. Schwarz natürlich, wie es zum „Man in black“ passt.
Memories Are Made of This
Ganz viel Musikgeschichte gibt es in der Musicians Hall of Fame & Museum bzw. in der Country Music Hall of Fame & Museum. Im ersteren werden v. a. die Musiker geehrt, die normalerweise nicht im Scheinwerferlicht stehen, jedoch die besten Platten der größten Stars aller Genres einspiel(t)en, ob für Jimi Hendrix, Elvis, Frank Sinatra o.a. Auch hier zu sehen: Plattencover, Instrumente, Plakate usw.
Ich versuche mich außerdem an der Gitarre und am Schlagzeug, zum Glück nicht für die anderen Besucher hörbar, und träume von meiner Musikkarriere. In der dazugehörigen Grammy Galerie – ja, da hätte ich vielleicht auch einmal abgebildet werden können – erfährt man alles über die Musikindustrie, das Songwriting und Produzieren.
Mother Church of Country Music*
Die Country Music Hall of Fame spricht für sich selbst. Auf mehreren Ebenen finden sich tausende Memorabilien und Ausstellungsstücke, die mit Musik und Geschichte dieser Stilrichtung zu tun haben. Eine eigene Abteilung ist dem Thema „Dylan, Cash, and the Nashville Cats“ gewidmet und somit der Zusammenarbeit von Johnny und Bob Dylan.
Ein Besuch des Ryman Auditoriums ist ebenfalls ein Muss. In der ehemaligen Kirche mit 6.000 Sitzplätzen wurde ab den 1940er Jahren die Grand Ole Opry Show übertragen. Die Geschichte des Konzertgebäudes, der „Mother Church of Country Music“, wird uns in einem unterhaltsamen Film näher gebracht. Seit den 90er Jahren finden in der „Kirche“ Konzerte aller Genres statt.
www.countrymusichalloffame.org
www.ryman.com
Can’t Help Falling in Love
Was für ein Erlebnis! Ich kann nun voller Stolz behaupten: Ich habe in Nashville eine Platte aufgenommen und gehöre in den erlauchten Kreis. Im Historic RCA Studio B wurden einst, in den späten 1950er und den 60er Jahren, mehr als 35.000 Lieder und viele Hits aufgenommen. Allein von Elvis Presley sind es 200 Songs, z. B. „It’s Now or Never“ oder „Are you lonesome tonight“. Roy Orbison, Dolly Parton, Skeeter Davis, The Everly Brothers usw. gingen hier ein und aus. Voller Ehrfurcht lauschen wir unserem Guide. „Hier, an diesem – original - Klavier, ist Elvis gesessen. An diesem Schlagzeug wurde gespielt. Hier befanden sich alle Musiker und Backgroundsänger…“
Und als wäre das noch nicht genug: „Wir machen jetzt etwas ganz Spezielles. Wir nehmen mit euch ein Lied auf und pressen es auf eine CD.“ Er drückt uns Zettel in die Hand: „Den Text werdet ihr kennen.“ Nach einer kurzen Probe nehmen wir den Song auf: „Can’t help falling in Love“ von Elvis. Genau da, wo auch der King einst stand und eine seiner größten Erfolgsnummern aufnahm.
KOMPAKT
Allgemeine Infos
Nashville ist die Hauptstadt des US-Bundesstaats Tennessee und zweitgrößte Stadt nach Memphis.
- Einwohner: ca. 601.000
- Klima: subtropisches Klima mit kalten Wintern und heißen Sommern
- Anreise: z. B. mit United Airlines ab Frankfurt
Attraktionen
- Sport: Tennessee Titans im Football, Nashville Predators im Eishockey
- Sightseeing: Centennial Park, Parthenon, Andrew Jackson’s Hermitage, Center of the Visual Arts, Tennessee Craft Fair
- Musik: Blue Bird Café (bluebirdcafe.com)
- Essen & Trinken: z. B. The Southern Steak & Oyster (thesouthernnashville.com), Martin’s BBQ Joint (martinsbbqjoint.com)
- TV-Serie: „Nashville“: abc.go.com/shows/nashville
Kontakt
Nashville Convention & Visitors Corp.: www.visitmusiccity.com, Tennessee Tourism: www.tennessee.de
*Die Zwischentitel sind, bis auf diese Ausnahme, Songs von Johnny Cash und Elvis Presley