Rautis: neues immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe in Tschechien

Rautis widmet sich ganz der traditionellen Produktion von Weihnachtsdekorationen aus Glas geblasenen Perlen. Bisher hatte die Tschechische Republik sechs Einträge in dieser Liste – den Verbunk, seine Karnevalsprozessionen und Masken in der Region Hlinsko, die Falknerei, den Königsritt im Südosten der Tschechischen Republik, die Puppenspielkunst sowie den Blaudruck. Das Erstellen von Ornamenten aus Perlen ist der siebte Eintrag in die immaterielle UNESCO-Weltkulturerbeliste.

Lange Tradition im Iser- und Riesengebirge

Die Tradition der Weihnachtsdekorationen aus Glasperlen, auf die sich die Firma Rautis in Poniklá spezialisiert hat, ist einzigartig. Weihnachtsdekorationen aus geblasenen Hohlperlen sind einfach, aber völlig außergewöhnlich. Die Tradition ihrer Herstellung ist mit der Mode verbunden, Weihnachtsbäume seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa zu schmücken. Zu dieser Zeit begannen Glasmacher im Iser- und Riesengebirge, die für die Schmuckindustrie zu Hause geblasene Perlen herstellten, aus diesen Perlen Dekoration herzustellen und den Weihnachtsbaum zu schmücken. Die Popularität von Miniatur-Perlenwagen, Lokomotiven, Sternen oder Spinnen nahm zu und daher wurden die Dekorationen sehr bald in großen Mengen hergestellt.

In den 1930er Jahren exportierten ihre Produktionsfirmen sie in die ganze Welt. Dies ist auch heute noch der Fall, dank der Firma Rautis der Familie Kulhavý in Poniklá. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelang es Herrn Kulhavý den Betrieb einer Manufaktur zu retten, die als einzige auf der Welt Ornamente herstellte, die mit jenen identisch waren, die Glasmacher vor mehr als hundert Jahren mit traditionellen technologischen Methoden zu Hause hergestellt haben. Zusätzlich zu den ursprünglichen Entwürfen, deren Schöpfer immer auf die Umgebung reagierten, in der sie lebten, wurden einige neue hinzugefügt. Neben den klassischen Weihnachtsmotiven von Sternen und Glocken enthält das Rautis-Repertoire heute fast 20.000 Arten von Weihnachtsdekorationen, u. a. Motive von Engeln, Spielzeugautos, Flugzeugen, Puppen u. v .m.

Poniklá ist der einzige Ort weltweit, in dem das traditionelle Glasperlenhandwerk bis heute bewahrt blieb. Die ersten kleinen Werkstätten für mundgeblasene Glasperlen entstanden schon Anfang des 19. Jh., damals lebten ganze Familien von der „Perlenmacherei“. Die Art und Weise des Glasperlenblasens und der Herstellung von Christbaumschmuck hat sich seither kaum verändert. In dieser Firma bekommt man den gesamten Herstellungsprozess zu sehen – vom Blasen aus Glasröhrchen, über das Versilbern, Färben und Schneiden der Glasperlen, bis zur Montage des Schmucks. Alles ist Handarbeit, jede Glasperle geht durch mindestens sechs Hände, bevor sie im Schmuck verarbeitet wird.

Anschauen und ausprobieren

Eine Führung dauert ca. 40 Minuten. Nach ihrer Absolvierung kann man eine Kreativwerkstatt besuchen und eigenen Perlenschmuck anfertigen. Die Exkursionen erfolgen in tschechischer Sprache, ausländischen Besuchern stehen Begleittexte in englischer, deutscher und polnischer Sprache zur Verfügung. Es ist zu empfehlen, die Exkursionen im Voraus zu buchen (per Online-Reservierungssystem), um nicht warten zu müssen. Exkursionen für größere Gruppen müssen im Voraus telefonisch oder per E-Mail an der Adresse info@rautis.cz reserviert werden. Infos: www.rautis.cz

Allgemeine Infos zu Tschechien: www.visitczechrepublic.com