Ruanda: Wandern mit Schimpansen

Nach dem Volcanoes Nationalpark mit seinen Berggorillas und dem wildreichen Akagera Nationalpark ist der 2004 eröffnete, rund 1.000km2 große Nyungwe Nationalpark der jüngste des Landes. Im Südwesten gelegen, birgt er einen der letzten Gebirgsregenwälder Afrikas. Eingekreist von Agrarland und ausgestattet mit imposanten Baumfarnen, Bambuswäldern, uralten Mahagoni- und Ebenholzbäumen, dient er als Rückzugsgebiet für eine bunte Vogelwelt, aber vor allem für Schimpansen und ein Dutzend anderer Primatenarten.

Glitschig und doch genial

Von den rund 400 Schimpansen in Nyungwe wurden drei Gruppen von Primatenforschern in langjähriger Arbeit an Menschen gewöhnt. Maximal acht Besucher pro Tag können sie sehen. Ihre Leibspeise sind schwarz-weiße Stummelaff en und davon gibt es reichlich, ebenso wie Rückzugsgebiete in schwindelnder Höhe. Auf dem schlüpfrigen und steilen Terrain ist es trotz Bergschuhen, Spurensuchern und Funkkontakt nicht einfach, den Clan aufzuspüren, selbst wenn man ihn schon von weitem hört. Im nebelig-feuchten Regenwald artet das Unterfangen zu einer kurzatmigen Schlammschlacht aus. Umso genialer ist der Moment, wenn die dichte Vegetation endlich den Blick auf die Menschenaff en frei gibt und die Kameras zu klicken beginnen. Selbst bei weniger Jagdglück lohnt sich die Anstrengung, denn im Primaten-Paradies gedeihen 300 Vogelspezies, 75 Säugetierarten und hunderte von verschiedenen Schmetterlingen und Orchideen.

Wandervoll

Mit der Nyungwe Forest Lodge der Dubai World Gruppe eröffnete 2010 die erste Fünfstern-Unterkunft in der Region. Die nach ökologischen Richtlinien gebaute und betriebene Lodge lugt am westlichen Rand des Nationalparks aus dem hellen Grün einer Teeplantage hervor. Sie dient als ideale Basis für geführte Tierbeobachtungs- und Wandertouren, zum Beispiel auf den schwindelerregenden Baumkronenweg, einer modernen Hängebrücke durch das Blätterdach. Von der Lodge aus lassen sich große Kolonien von Meerkatzen beobachten, und den Ausblick auf einen 40m hohen Wasserfall kann man sich leicht erwandern. Etwas weiter ist es zur Kongo-Nil-Wasserscheide und zum Ursprung des Nils im Norden des Parks.

Öko: logisch!

Die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus rund um den Nationalpark ist ein wichtiges Element im Konzept des Rwanda Development Board (RDB) in Kooperation mit der amerikanischen Bundesbehörde US-AID. Zu den wichtigsten Projekten zählen die Kitabi Handwerkskooperation sowie die Dorftourismus- und Kulturprojekte in Banda und Cyamudongo, mit denen hunderte Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung geschaff en wurden. Das „Friends of Nyungwe“ Cultural Village in Kitabi erweckt seit diesem Sommer im Rahmen eines kleinen Freiluftmuseums das Leben zu Zeiten der letzten Könige wieder. Reisenden stehen neben einem Restaurant und einer Bar auch ein Campingplatz und traditionelle Grashütten zum Übernachten zur Verfügung.