Die Ankunft in Dubai kurz nach sechs Uhr Ortszeit bedeutet, aus Wien kommend, eine sehr kurze Nacht. Mit der Möglichkeit eines „Early Check-ins“ – nur bei Eigenanreise gegen einen Aufpreis von 35 EUR – lässt sich der entgangene Schlaf gut auf einer der zahlreichen Liegen an Deck nachholen. Die Kabinen sind meistens um die Mittagszeit bezugsfertig. Nach einer Stärkung im Anckelmannsplatz, dem Buffet-Restaurant, mit Tisch auf der Terrasse, steht der erste Ausflug auf dem Programm.
SUPERLATIVE IN DUBAI
Die großen Kreuzfahrtschiffe liegen in Dubai in Port Rashid, dem Hafen im alten Stadtteil, vor Anker. „Alt“ heißt dabei aus dem Jahr 1970. „Davor gab es hier nur Holzhäuser und Zelte“, erzählt Guide Farouk in fehlerfreiem Deutsch. Er kommt aus Ägypten und ist einer der 2,5 Mio. Gastarbeiter, gegenüber 200.000 Emiratis, die in Dubai leben. War früher Erdöl die Haupteinnahmequelle, so lebt Dubai heute vorwiegend von den Trockendocks und immer mehr vom Tourismus. Jedes Jahr werden BesucherInnen von neuen architektonischen Wunderwerken überrascht, fast alle mit Superlativen versehen.
Durch den Frame, den größten Bilderrahmen der Welt, blickt man von einer Seite auf die Hightech-Stadt, von der anderen auf das alte Deira. Am Museum der Zukunft, einer Ellipse mit arabischer Kalligraphie verziert, vorbei geht es zum segelförmigen Burj Al Arab, einem der luxuriösesten und modernsten Hotels der Welt. Die Dubai Mall in Downtown beherbergt neben rund 1.200 Geschäften auch einen 24m hohen Wasserfall sowie ein Aquarium, das sich über drei Stockwerke erstreckt. Gleich anschließend lockt die weltgrößte Springbrunnenanlage am Fuße des welthöchsten Gebäudes, dem Burj Khalifa mit einer Höhe von 828m. Fast romantisch mutet dagegen die, ja, weltgrößte Lasershow mit Wasserspielen an, die ab Einbruch der Dunkelheit für Stimmung sorgt.
ABU DHABI SETZT AUF TOLERANZ
Die Hauptstadt der Emirate klotzt zwar auch mit ihrem Reichtum, legt den Fokus allerdings stark auf Toleranz und Kultur. Das Abrahamic Family House versteht sich als Zentrum des Dialogs der abrahamischen Religionen. Gläubige und Interessierte können sich in einer Kirche, einer Moschee und einer Synagoge austauschen. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist die Sheikh Zayed Moschee, eine der größten weltweit, aus weißem Marmor mit 82 Kuppeln, mehr als 1.000 Säulen und dem mit 5.700 m² größten – an Wortwiederholungen führt hier kein Weg vorbei – handgeknüpften Teppich. Frauen müssen beim Besuch Haare, Arme und Beine bedecken. Wer nicht entsprechend ausgestattet ist, kann sich vor Ort eine Abaya, ein Überkleid mit Kapuze, mieten. Kunst wird ebenfalls viel Platz eingeräumt.
Mit einiger Verspätung wurde der Louvre Abu Dhabi, gestaltet von dem französischen Architekten Jean Nouvel, 2017 im Kulturbezirk Saadiyat eröffnet. Durch die Ausstellung führt eine informative App. Bei Sonnenuntergang zeichnet eine Drohnenshow fast eine halbe Stunde lang bunte Muster in den rosa Himmel.
NATUR PUR IN MUSANDAM
Einen reizvollen Kontrast zu den architektonischen Prachtbauten verspricht Khasab auf der Halbinsel Musandam, eine Exklave des Oman: Eine Dhau, ein traditionelles Fischerboot, bringt die Gäste in die Fjorde vor der Küste. Glasklares Wasser lädt auch im Jänner zum Schwimmen ein, rötliche Felsen spiegeln sich in der Wasseroberfläche. Mit ein bisschen Glück lassen sich Delfine blicken und begleiten die Boote. So geht Seelebaumeln!
MUSCAT: WIE AUS 1000 UND EINER NACHT
Oman kommt dem – verklärten – Bild des magischen Morgenlands sehr nahe. Anders als in den Emiraten trifft man auf den Straßen der Hauptstadt Muscat auf Einheimische. Die Männer sind praktisch ausnahmslos in lange, weiße Gewänder gehüllt, die Dishdasha. An den Krägen und Quasten lässt sich die Herkunft der Träger ablesen. Das Haupt wird bedeckt mit einer „Kofia“, der traditionellen Kappe aus Sansibar, das im 16. Jahrhundert Teil des Oman war. Nur bei offiziellen Anlässen wird Turban getragen.
„Sultan Qaboos, der Landesvater, hat den Oman in 52 Jahren erbaut“, erzählt Guide Zahir. Das aufgeklärte Staatsoberhaupt legte seinen Fokus auf zwei Bereiche: Erziehung und Frauenrechte. Tausende Schulen wurden errichtet, Frauen ins Arbeitsleben integriert. Rechtlich betrachtet gelten sie als ebenso staatstragender Teil der Gesellschaft wie Männer.
Die Sultan Qaboos Moschee, die Einzige im Land, die Nicht-Muslimen zugänglich ist, ist trotz ihrer Größe ein Ort der Ruhe, auch wenn sie Platz für 20.000 Gläubige bietet. Innenhöfe und Wandelgänge spiegeln unterschiedliche islamische Architekturstile wider. Der Hauptgebetsraum ist ebenfalls mit einem der größten Teppiche und einem der größten Luster geschmückt. Auf seinem Handy zeigt uns Zahir die Koran-App, die das Rezitieren und Interpretieren der einzelnen Suren erleichtert. „Der Koran ist ein Buch des Lebens. Dass jemand getötet werden soll, wird im ganzen Koran nicht erwähnt“, betont Zahir. Auf den spirituellen Ausflug folgt ein Besuch des quirligen Bazars. Weihrauch aus dem Süden des Landes, Parfums aus Omanischer Rose oder orientalischem Oud, dazu Paschminas in allen Farben und Stärken und feine Silberarbeiten – an geschmackvollen Erinnerungsstücken mangelt es nicht.
QATAR: NATÜRLICHE KÜHLUNG
Nach einem entspannenden Seetag erfolgt der nächste Landgang in Doha. Auch Qataris lieben moderne Architektur, dennoch ist die Atmosphäre ganz anders als in den Emiraten. Ein intensives Begrünungsprogramm hat dafür gesorgt, dass die Temperatur in den vergangenen fünf Jahren um 10 Grad Celsius gefallen ist. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist das Museum für Islamische Kunst von I. M. Pei nahe der „Lovers Lane“ Al Bandar. Aktuell verfügt Doha über 170 Wolkenkratzer, Tendenz stark steigend.
Neben den internationalen Sportstätten wurde seit 2014 auch kräftig in touristische Infrastruktur investiert. Der Souq Waqif, der auch von Einheimischen gern frequentiert wird, wurde renoviert und erweitert. Im Mina District gleich am Hafen beherbergen pastellfarbene Häuser Cafés, Restaurants und jede Menge Geschäfte. Das Katara Cultural Village versteht sich als Schmelztiegel verschiedener Kulturen mit Amphitheater, Shops, Gastro-Betrieben und der Blauen Moschee, die von einer Architektin aus der Türkei entworfen wurde. Noch fehlt ein bisschen Patina, aber die kommt mit der Zeit von selbst.
INFO
Informationen zu den Kreuzfahrten im Reisebüro und auf www.meinschiff.com
Elo Resch-Pilcik war auf Einladung von TUI Cruises unterwegs.